26 April 2024

Die Nachrichtenlage um 11 Uhr

Die Schlagzeilen:

WIRTSCHAFT

STAHL: Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky steht vor einem Einstieg im Stahlgeschäft von Thyssenkrupp. Nach monatelangen Verhandlungen präsentierte der deutsche Traditionskonzern am Freitag eine Einigung.

So soll Kretinskys Holding EPCG zunächst 20 Prozent an der Sparte Thyssenkrupp Steel Europe übernehmen, teilte das Unternehmen am Freitag in Essen mit. Über die Konditionen der Transaktion sei Stillschweigen vereinbart.

Der Abschluss sei noch für das laufende Geschäftsjahr 2023/24 (per Ende September) geplant, hiess es weiter. Die zuständigen Behörden sowie der Aufsichtsrat von Thyssenkrupp müssen der Transaktion noch zustimmen. Zudem werde über die Übernahme von weiteren 30 Prozent am Stahlgeschäft verhandelt. Ziel sei weiterhin die Bildung eines Gemeinschaftsunternehmens, an dem beide Partner je 50 Prozent halten. (Essen, 08:12)

UNTERNEHMENSBERATUNG: Der Warenprüf- und Zertifizierungskonzern SGS ist mit Wachstum in das Geschäftsjahr 2024 gestartet. Zumindest um Währungseinflüsse und Akquisitionseffekte bereinigt ist der Umsatz im ersten Quartal organisch um 7,1 Prozent in die Höhe geklettert.

Allerdings machte dem stark international ausgerichteten Konzern die Frankenstärke zu schaffen. In der Berichtswährung sank der Umsatz nämlich um 2,1 Prozent auf 1,58 Milliarden Franken, wie die Gruppe am Freitag weiter mitteilte. (Genf, 07:42)

INTERNET: Ein deutliches Umsatzplus im vergangenen Quartal hat der Wall Street den Glauben an die Foto-App Snapchat zurückgegeben. Die Aktie des Mutterkonzerns Snap sprang im nachbörslichen Handel am Donnerstag um mehr als ein Viertel hoch.

Bei der Foto-App Snapchat zahlte sich der jahrelange Umbau der Werbesysteme schliesslich aus. Der Umsatz der Betreiberfirma Snap stieg im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um 21 Prozent auf knapp 1,19 Milliarden US-Dollar.

Noch vor drei Monaten war der Aktienkurs nach der Enttäuschung über die vergangenen Quartalszahlen um mehr als 30 Prozent eingebrochen. (Santa Monica, 05:42)

POLITIK

MYANMAR: Bei einem Luftangriff des Militärs in Myanmar auf eine von Rebellen kontrollierte Region an der Grenze zu Indien sind mehrere Zivilisten getötet und viele weitere verletzt worden. Die Bomben hätten am Donnerstagabend ein Krankenhaus in der Stadt Mindat im Chin-Staat im Westen des Krisenlandes getroffen, berichteten Augenzeugen und lokale Medien am Freitag übereinstimmend. Mindestens vier Menschen seien im Wanma Thu District Hospital ums Leben gekommen, 15 weitere seien schwer verletzt worden, sagte ein Mann, der bei der Bergung der Opfer half und anonym bleiben wollte, der Deutschen Presse-Agentur.

In der Region hatten Rebellen schon kurz nach dem Putsch des Militärs im Februar 2021 begonnen, Widerstand gegen die Generäle zu leisten. Erst am Mittwoch hatte die Chinland Defence Force den dritten Jahrestag ihrer Gründung zur Bekämpfung der Junta gefeiert. Mittlerweile kontrolliert die Gruppe verschiedene Gebiete in der Region. (Naypyidaw, 07:56)

ISRAEL: Kurz vor Israels erwarteter Bodenoffensive in Rafah im Süden des Gazastreifens gibt es Medienberichten zufolge neue Anzeichen für Bewegung bei den festgefahrenen Verhandlungen über eine Feuerpause. Israels Regierung ist demnach bereit, von ihrer ursprünglichen Forderung nach Freilassung von 40 lebenden Geiseln durch die islamistische Hamas als Gegenleistung für eine vorübergehende Waffenruhe abzurücken. Israelische Medien berichteten am Donnerstagabend, Israel sei willens, in einer ersten Phase eines Abkommens die Freilassung von lediglich 20 Geiseln – laut einem ranghohen Beamten 33 Geiseln – zu akzeptieren. Dabei gehe es um israelische Frauen, Männer über 50 Jahre und schwer Erkrankte, hiess es. An diesem Freitag seien dazu Gespräche zwischen einem israelischen Verhandlungsteam und einer ägyptischen Delegation in Israel geplant. Ägypten wolle eine Einigung erreichen, um Israels Militäreinsatz in Rafah noch abzuwenden.

Temporärer Hafen vor Gaza soll Anfang Mai einsatzfähig sein (Tel Aviv/Gaza, 05:10)

DEUTSCHLAND: An der Front ist die Lage für die Ukraine weiterhin schwierig. Das ukrainische Militär ist durch den anhaltenden Waffen- und Munitionsmangel in die Defensive geraten – besonders gross ist die Not westlich von Awdijiwka. Auch deswegen hofft Kiew, künftig nicht mehr so stark von westlichen Lieferungen abhängig zu sein. Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg.

Selenskyj wirbt für Investitionen in ukrainischen Rüstungssektor (Kiew, 05:02)

VERMISCHTES

USA: Die MeToo-Bewegung hatte das harte Urteil für Harvey Weinstein wegen Sexualverbrechen im März 2020 mit Jubel und Erleichterung aufgenommen. Der frühere Filmmogul war von einem New Yorker Richter wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung zu 23 Jahren Haft verurteilt worden. „Ich glaub‘, ich werd‘ verrückt“, kommentierte die Gründerin der Bewegung, Tarana Burke (50), damals die hohe Strafe. Auch am Donnerstag meldete sich die Aktivistin zu Wort, nachdem ein Berufungsgericht in New York die historische Verurteilung des ehemaligen Filmmoguls überraschend aufgehoben hatte. Sie sei tief bestürzt für die betroffenen Frauen, sagte Burke auf einer Pressekonferenz. Aber dies sei kein Schlag für die Bewegung, sondern ein „Weckruf“ zum Handeln, fügte sie kämpferisch hinzu.

Auch Schauspielerin Ashley Judd (56), die 2017 in einem investigativen Artikel der „New York Times“ mit anderen Frauen erstmals öffentlich den Missbrauch durch Weinstein geschildert hatte, rief zur Fortsetzung des Kampfes gegen sexuelle Gewalt auf. Bezüglich der Entscheidung des Berufungsgerichtes sprach sie davon, dass diese „unfair gegenüber den Opfern“ sei. „Wir leben immer noch in unserer Wahrheit. Und wir wissen, was passiert ist.“ Die von Dutzenden Frauen erhobenen Missbrauchsvorwürfe gegen Weinstein brachten 2017 die weltweite MeToo-Bewegung ins Rollen. (New York/Los Angeles, 09:03)

DEUTSCHLAND: Seit Montagabend sucht die Polizei in Deutschland nach dem vermissten sechsjährigen Arian. Am Freitagmorgen sei die Suche mit verstärkten Kräften fortgesetzt worden, teilten die Ermittler mit.

„Heute stellen wir alles auf null und fangen noch mal im Ort an“, sagte ein Polizeisprecher. Mit der Suche solle am Ausgangspunkt an der Wohnung der Eltern in Elm im Norden Niedersachsens begonnen werden. „Wir ziehen dann Kreise und werden Stück für Stück erweitern“, sagte er. (Bremervörde, 10:07)

WISSENSCHAFT

PHYSIK: Schweizer Forschende haben erstmals Röntgenstrahlen eines speziellen nach oben gerichteten Blitzes eingefangen. Das sei entscheidend für die Risikominderung, hiess es von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern

„Diese Beobachtungen tragen zu einem besseren Verständnis von aufwärtsgerichteten Blitzen bei, der eine der Hauptursachen für Schäden an hohen Gebäuden wie Windkraftanlagen und Telekommunikationstürmen sowie an Flugzeugen bei Start und Landung sind“, schrieben die Forscherinnen und Forscher um Farhad Rachidi von der Eidgenössisch Technischen Hochschule in Lausanne (EPFL) in der Studie, die im Fachblatt „Scientific Reports“ veröffentlicht wurde. (Lausanne/Säntis, 09:35)

TIERE: Im vergangenen Jahr sind erneut tausende Pinguin-Küken in der Antarktis infolge der zunehmenden Eisschmelze verendet. Der Rekordtiefstand des antarktischen Meereises Ende 2023 führte laut Forschungsinstitut in einem Fünftel der Kaiserpinguin-Kolonien zu Brutausfällen.

14 von 66 Kolonien seien 2023 betroffen gewesen, nach 19 im Jahr davor, hiess es in der im Fachjournal „Antarctic Science“ vorgestellten Analyse. Die Brutausfälle seien eine direkte Folge des beispiellosen Verlusts an Meereis in der Region, der sich in den letzten Jahren aufgrund des Klimawandels abspielte, teilte das Forschungsinstitut British Antarctic Survey (BAS) mit. Sowohl 2022 als auch 2023 seien extrem niedrige Sommer-Meereisausdehnungen verzeichnet worden. (Cambridge, 05:30)