5 Februar 2023

Wohnungsknappheit im Oberland: Ist Zweitwohnungsinitiative schuld?

In der ganzen Schweiz mangelt es an Mietwohnungen, auf absehbare Zeit dürfte sich die Situation auch nicht entspannen, im Gegenteil. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, welche letzte Woche erschienen ist. Die Studie nennt verschiedene Gründe, einen davon betrifft insbesondere die Tourismusregionen: Das Zweitwohnungsgesetz.

Die Situation in Lauterbrunnen sei «schlimm bis dramatisch» sagt der Lauterbrunnener Gemeindepräsident Karl Näpflin gegenüber Radio BeO. Die Annahme der Zweitwohnungsinitiative habe die Situation zusätzlich verschärft. Auswärtige würden den Einheimischen die Wohnungen auf dem Markt wegschnappen, erklärt Näpflin, zu Preisen, die Einheimische nicht zahlen könnten. Lösungen seien kaum in Sicht, der Gemeinderat sieht sich machtlos.

Kaum besser aus sieht es im Saanenland. Auch hier spüre man den Druck, so der Saanener Gemeindepräsident Toni von Grünigen. Weil keine Zweitwohnungen mehr gebaut werden könnten, würden vermehrt Erstwohnungen in Ferien- bzw. Zweitwohnungen umfunktioniert.

An der Lenk seien praktisch keine Erstwohnungen mehr in der Vermietung, klagt Gemeindepräsident René Müller. Etwa Saisonarbeitende für den Wintertourismus fänden einen komplett ausgetrockneten Mietwohnungsmarkt an der Lenk vor. Das sei ein grosses Problem, es herrsche dringender Handlungsbedarf, auch besonders, weil es an der Lenk nicht mehr möglich sei, Land für den Bau von Erstwohnungen einzuzonen.

Die Mietwohnungsnot in Oberländer Gemeinden dürfte die demographische Entwicklung der Region noch beschleunigen: Das Oberland wird immer älter, auch weil Junge vermehrt ins Unterland, in die Städte und Agglomerationen abwandern. Besonders, wenn sie sich im Oberland keine Mieten mehr leisten können.

Karl Näpflin sieht den Kanton in der Pflicht. Er hofft, dass Bern das Problem möglichst bald angeht.

(text:csc/bild:unsplash)