18 November 2022

Wirtschaft im Berner Oberland steht vor Herausforderungen

Zwei Mal pro Jahr führt der Verband Wirtschaft Thun Oberland bei seinen Mitgliedern eine Umfrage zur aktuellen wirtschaftlichen Situation durch.Bei der Umfrage im Herbst haben über 105 Mitgliederfirmen teilgenommen. Gegenüber der letzten Umfrage im Frühjahr 2022 wurden nun auch die Lohnmassnahmen für das kommende Jahr erfasst.

Auf Grund des Fachkräftemangels müssen einige Firmen die Löhne erhöhen, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterhin im eigenen Betrieb zu halten. Rechnet man die Lohnerhöhungen auf die einzelnen Arbeitsplätze der Umfrageteilnehmer herunter, so wird eine durchschnittliche Lohnmassnahme von 1,1% der Realität entsprechen. Im aktuellen Geschäftsjahr mussten einige Firmen Arbeitsplätze abbauen (-59). Dies ist ein Rekordwert im Vergleich zu vielen Vorjahren. Dem gegenüber wurden jedoch bei anderen Firmen neue Arbeitsplätze (+150) geschaffen. Für das nächste Jahr wollen die gleichen Firmen weiter massive Stellenausbauten tätigen. Die Schwierigkeit ist aber das Rekrutieren der gewünschten Fachkräfte. Die Aussage einiger Firmen, weitere Stellen zu reduzieren, zeigt, dass es momentan Gewinner und Verlierer gibt. Gemäss Anmerkungen der Firmen kämpfen tatsächlich einige Firmen um den Fortbestand, sagt Carlos Reinhard Präsident vom Verband Wirtschaft Thun Oberland zu Radio BeO.

Im Vergleich zum Frühjahr, wo noch Probleme bei der Beschaffung und erhöhte Preise der benötigten Waren und Materialien angegeben wurden, sind jetzt mit der Energie neue Kostentreiber hinzu gekommen. Die massive Energieknappheit treibt die Energiekosten in Rekordhöhe. Durch die vielen Kostensteigerungen müssen die Verkaufspreise erhöht werden. Die sich dadurch ergebende Inflation ist in der Schweiz im Vergleich zum Ausland noch relativ bescheiden. Doch es ist anzunehmen, dass es hier noch zu einer Steigerung kommen wird.

Ob die Schweizer Wirtschaft in eine Rezession fallen wird, ist zurzeit nicht vorauszusagen. Die Rahmenbedingungen für Unternehmungen haben sich durch die politischen Geschehnisse sehr verschlechtert und bringen fast täglich neue Aufgaben für die Unternehmungsleitungen mit sich. Deshalb ist es für den Fortbestand der Firmen und deren Arbeitsplätze wichtig, dass die Politik auf allen Ebenen (Bund, Kanton, Gemeinden), nicht noch weitere Hürden aufstellt. Ideen, welche zum Beispiel bei der Ortsplanungsrevision in Thun diskutiert werden, schaden der lokalen Wirtschaft sehr, so Carlos Reinhard weiter.

(text:pd,ol/bild:pixabay-symbolbild)