4 Dezember 2023

Wimmis ohne Poststelle oder Partnerfiliale

Was der Gemeinderat unbedingt verhindern wollte, tritt nun doch ein. Ab 2024 gibt es in Wimmis weder eine Poststelle noch eine Partnerfiliale. Eingeführt wird dafür der Hausservice. Vor etwas mehr als drei Jahren ist der definitive Entscheid der Post gefallen, in Wimmis ab Frühjahr 2021 keine eigene Poststelle mehr zu führen. Der Entscheid erfolgte im Rahmen der nationalen Strategie, aber gegen den Willen der Gemeindebehörden. Die Poststelle Wimmis war immer gut frequentiert, es musste nach Ansicht des Gemeinderates kaum mit sinkender Nachfrage gerechnet werden. Da die Gemeinde bei der Schliessung von Poststellen kein Vetorecht hat, musste der Entscheid der Post wohl oder übel akzeptiert werden. Im Interesse der Kundinnen und Kunden und wurde in der Folge versucht, aus der Situation das Beste zu machen. Mit der Partnerfiliale im Dorfladen wurde unter den gegebenen Umständen eine gute Ersatzlösung gefunden, wenn auch verbunden mit einigen Startschwierigkeiten. Im Dialog mit der Post und den Filialbetreibern konnten diese Probleme rasch gelöst werden. Auch nach dem Eigentumswechsel im Jahr 2022 wurde die Partnerfiliale im Dorfladen weitergeführt. Überraschend wurden im August 2023 die Post und die Gemeinde von der neuen Eigentümerin über die Geschäftsaufgabe per Ende September 2023 informiert. Für eine Partnerfiliale gilt grundsätzlich eine Kündigungsfrist von sechs Monaten. Bei einer Geschäftsaufgabe nützt das jedoch herzlich wenig, wie wir erfahren mussten.

Die Post und die Gemeinde haben sich nach der Ankündigung der Geschäftsaufgabe umgehend auf die Suche nach einer neuen Partnerfiliale gemacht. In diesen wenigen Woche von Mitte August bis Ende September war es nicht möglich, eine Anschlusslösung zu finden. So ging die Partnerfiliale im Dorfladen zu, ohne eine Ersatzlösung für die Post zu haben. Leider blieb auch die weitere Suche erfolglos. Sämtliche durch die Post und die Gemeinde angefragten Geschäfte mit Publikumsverkehr stehen als Partnerfiliale nicht zur Verfügung. Der Gemeinderat bedauert, dass kein Geschäft die Postdienstleistungen übernehmen will, hat aber vollstes Verständnis für diese Entscheidungen. So sind die Entschädigungen der Post für die meisten Geschäfte in keiner Weise kostendeckend. Lohnen könnte sich das für ein Geschäft somit nur mit durch Postkunden zusätzlich generiertem Umsatz. Dabei dürfen aber die übrigen Kunden nicht zu kurz kommen, in etwa durch längere Wartezeiten. Eine weitere Hürde bilden organisatorische Vorgaben. So darf die Post aus arbeitsrechtlichen Gründen keine Verträge mit Einzelunternehmungen abschliessen. Geschäfte müssen zudem einen barrierefreien Zugang haben (keine Treppen, automatische Türen) und sollten das ganze Jahr über geöffnet sein (keine Betriebsferien).

Dass unter diesem Umständen keine Partnerfiliale gefunden wird, ist nicht sehr überraschend. Als letzte Option hat der Gemeinderat schliesslich in Erwägung gezogen, die Poststelle auf der Gemeindeverwaltung zu führen. Ohne zusätzliches Personal wäre das nicht möglich. Da die Entschädigung der Post nur einen kleinen Teil dieser zusätzlichen Kosten gedeckt hätte, musste auf diese Lösung verzichtet werden. Es kann aus Sicht des Gemeinderates nicht sein, dass mit Gemeindesteuern Leistungen finanziert werden, für welche die Post einen gesetzlichen Auftrag hat und für welche die Post entsprechend entschädigt wird. Da sämtliche Versuche gescheitert sind, eine neue Partnerfiliale zu finden, gibt es in Wimmis bis auf weiteres keine direkte Anlaufstelle mehr für Postdienstleistungen. Der Gemeinderat wollte stets verhindern, dass es soweit kommt. Entsprechend wurde alles versucht, dies zu verhindern. Nun ist die Ernüchterung umso grösser.

Ursache für diese höchst unerfreuliche Situation ist ganz klar der seinerzeitige Entscheid der Post, eine grosse Zahl von Poststellen im ganzen Land zu schliessen. Diese Strategie wurde auf höchster Ebene der Post entschieden, die nationale Politik hat diesem Trauerspiel leider tatenlos zugeschaut. Umkehren lässt sich das kaum mehr, dessen ist sich der Gemeinderat bewusst. Ein Mahnmal, wozu solche Zentralisierungen und Strategien führen können, ist es aber allemal. Im Interesse der Bevölkerung und der Postkunden gilt es nun, vorwärts zu schauen und aus der Situation das Beste zu machen. Mit dem Hausservice steht ab Anfang Januar 2024 insbesondere für nicht mobile Personen eine sehr gute Alternative zur Verfügung. Die Post wird im Detail informieren, wie diese Dienstleistungen genutzt werden können. Da die Abholung von nicht zustellbaren Sendungen in der Poststelle Oey-Diemtigen für viele Postkunden ein grosser Aufwand ist, wurde dafür nach einer neuen Lösung gesucht. Angestrebt wurde auch hier die Zusammenarbeit mit einem lokalen Verkaufsgeschäft. Ergeben hat sich leider nichts. Deshalb übernimmt die Gemeindeverwaltung diese Dienstleistung ab Anfang Januar 2024. Nicht zustellbare Pakete oder eingeschriebene Briefe können neu während den Schalteröffnungszeiten abgeholt werden. Der Gemeinderat bedauert ausserordentlich, wie sich die Sache mit den Postdienstleistungen in Wimmis entwickelt hat. Trotzdem hofft er, dass die neuen Angebote den Bedürfnissen gerecht werden können und alle Wimmiserinnen und Wimmiser eine Möglichkeit finden, ihre Postgeschäfte zu erledigen.

(text:pd/bild:unsplash)