Wenn sich die politischen Pole einig sind
Es kommt selten vor, dass sich die politischen Polparteien einig sind. Ein solcher Ausnahmefall, so scheint es zumindest, scheint die Gesundheitsversorgung in den Randregionen zu sein, zumindest bei den beiden Regierungsratskandidaten Raphael Lanz (SVP, Thun) und Reto Müller (SP, Langenthal)
Es schlug hohe Wellen im Berner Oberland, als bekannt wurde, dass Frutigen seine Geburtenabteilung verliert und künftig in Thun oder Interlaken gebärt werden soll. Genauso hohe Wellen schlug die Schliessung der Geburtenabteilung in Langenthal – dortige Kinder sollen künftig in Burgdorf oder gar Sursee zur Welt kommen. Ein solcher Leistungsabbau sei ein harter Schlag für eine Region, sagt der Langenthaler Stadtpräsident Reto Müller, und er finde, eine Geburtenabteilung sollte zur Grundversorgung eines Spitals gehören. Der Thuner Stadtpräsident Raphael Lanz sieht es ähnlich. Die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung sei wichtig. Das betreffe nicht nur Geburtenabteilungen, generell sollte die Versorgung des Randregionen, wie des Berner Oberlandes, nicht nur gut, sondern eben auch gut erreichbar sein. Und es sei auch klar, so Lanz, dass aufgrund des demographischen Wandels, also der immer älter werdenden Gesellschaft, es illusorisch sei, zu glauben, dass die Kosten sinken würden. Aber die Gesundheitsversorgung dürfe uns auch etwas kosten, so Lanz. Weiter betont er, eine Gesundheitsversorgung in der Peripherie sei auch zentral, damit diese Regionen besiedelt bleiben können, die jungen Menschen nicht zunehmend abwandern und der Tourismus weiter florieren könne. Wichtig sei aber auch, dass man den medizinischen Fortschritt auch in die Randregionen trage.
Und, fügt Lanz an, es müsse auch nicht sein, dass die Gesundheitsversorgung heute und künftig gleich aussehe, wie man sie vor dreissig Jahren angedacht habe. Da stimmt auch Müller zu: Es sei klar, dass der im 2026 neugewählte Gesamtregierungsrat bei der Gesundheitsversorgung über die Bücher müsse. Vielleicht habe der Kanton einen falschen Weg eingeschlagen: Die Privatisierung der Spitäler, welche nun nicht nur rentable Unternehmen sein müssen und zueinander in Konkurrenz stünden, habe nicht zu dem Effekt geführt, den man sich gewünscht habe. Im Gegenteil, die Krankenkassen würden weiter steigen. In den letzten drei Jahren waren es insgesamt im Schnitt 20 Prozent, nächstes Jahr werden es im Kanton Bern weitere knapp 4 Prozent sein.
Und, so fügt Müller an, da müssten die Regionen, die ein „Ober“ im Namen hätten, das Oberland oder der Oberaargau, zusammenhalten, um weiteren Leistungsabbau in der Peripherie zu verhindern.
Bildlegende: Raphael Lanz (Rechts) und Reto Müller (Links)n mit BeO-Redaktionsleiter Oliver Grunder (Mitte)
(text:csc/bild:beo)