23 März 2022

Wasserinsekten-Welt wurde im vergangenen Jahrzehnt nicht eintöniger

Der Reichtum von Wasserinsekten ist im vergangenen Jahrzehnt in der Schweiz stabil geblieben oder hat sogar zugenommen. Es könnte sich gemäss den Studienautoren aber um einen Übergangszustand handeln, der mit dem Klimawandel kippen könnte.

Insekten schwinden zusehends, wie eine Fülle von Studien nahelegt. Jedoch zeigt sich verschiedentlich, dass zwar die Zahl der an Land lebenden Insekten in vielen Gebieten zurückzugehen scheint, nicht aber die der an Wasser lebenden. Dem gingen Forschende um Friederike Gebert von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) nun für die Schweiz auf den Grund. Sie werteten die Entwicklung des Reichtums der Wasserinsekten des letzten Jahrzehnts aus. Die im Fachjournal „Biology Letters“ der Royal Society publizierten Ergebnisse mögen überraschen.

Denn die Forschenden beobachteten, dass wärmeliebende und Pestizid-tolerante Artengruppen während des untersuchten Zeitraums tatsächlich zunahmen. „Die Zunahme der Artenvielfalt findet vor allem in mittleren Höhenlagen statt, und zwar durch Arten, die wahrscheinlich aus tieferen Lagen zuwandern und gut mit wärmeren Bedingungen umgehen können“, sagte der WSL-Forscher Kurt Bollmann gemäss einer Mitteilung vom Mittwoch.

Kälteliebende Artengruppen und solche, die empfindlich auf Pestizide reagieren, wiesen demgegenüber stabile Trends auf. Die Forschenden spekulieren, dass es sich hierbei um einen „Übergangszustand“ handeln könnte, der im Zuge der Klimaerwärmung zum lokalen Rückgang und schliesslich zum Aussterben kälteangepasster Arten führen könnte. Die Welt der Wasserinsektenwelt würde eintöniger.

Es seien jedoch längere Zeitreihen nötig, um herauszufinden, ob die beobachteten Trends anhielten, betont das Team der WSL und des Wasserforschungsinsituts Eawag. Denn verlässliche Aussagen lassen sich nur auf Grundlage von realen Daten machen.

In die aktuelle Analyse flossen systematische Monitoringdaten ein, die zwischen 2010 und 2019 an rund 440 Standorten in der Schweiz gesammelt wurden.

Ein Bericht zum Zustand der Schweizer Insektenwelt vom letzten Jahr des Forums Biodiversität der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) wies bereits darauf hin, dass in den letzten Jahrzehnten insbesondere spezialisierte und kälteliebende Insekten gelitten hätten. Hauptgrund für den Rückgang: Der nicht nachhaltige Umgang mit der Umwelt. Sei es durch intensive Landnutzung, Pestizide Lichtverschmutzung oder die Klimaerwärmung. Wärmeliebende und generalistische Insekten hingegen breiteten sich gemäss den Biodiversitätsforschenden in den vergangenen zwanzig Jahren eher aus.

(text:sda/bild:unsplash)