18 Juli 2023

Waldexperte: Steiles Gelände und Wind wirken wie in Kamin

Das steile Gelände im Waldbrandgebiet im Oberwallis, die Trockenheit und der anhaltende Wind beschleunigen einem Experten zufolge die rasante Ausbreitung des Feuers. „Es ist wie in einem Kamin“, sagte Waldbrandexperte Marco Conedera von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Dienstag.

Die im Oberwallis herrschende Trockenheit kombiniert mit dem Wind sei ein „giftiger Cocktail“, um die Waldbrandgefahr zu erhöhen, sagte der Leiter der Forschungseinheit Ökologie der Lebensgemeinschaften. Der Wind verstärke die Trockenheit noch, in dem er die Feuchtigkeit in der Vegetation verdunsten lasse.

Bei solchen Verhältnissen reichten kleine Brände, und eine Situation könne rasch ausser Kontrolle geraten, sagte Conedera. Je stärker der Wind – kombiniert mit dem Brandgut – desto mehr Sauerstoff sei vorhanden und desto grösser würden die Flammen.

„Wir haben ein bisschen mit einem solchen Ereignis gerechnet“, sagte Conedera. Bisher sei der Sommer sehr trocken gewesen.

Zur Brandursache im Oberwallis war vorerst nichts bekannt. Allerdings ist generell der weitaus häufigste Verursacher von Waldbränden der Mensch. Das WSL schätzte, dass in der Schweiz etwa 90 Prozent der Brände direkt oder indirekt durch den Menschen verursacht werden.

Unvorsichtiges Handeln wie beispielsweise weggeworfene Raucherwaren, schlecht gelöschte Feuer oder heisse Katalysatoren von Autos oder Motorrädern, die im Wald abgestellt werden, aber auch Brandstiftung können Brände auslösen. In der Sommerzeit führen auch Blitzschläge zu Waldbränden.

Im Zeitraum von 2000 bis 2022 kam es in der Schweiz gemäss der WSL Waldbrandatenbank Swissfire durchschnittlich zu 108 Waldbränden pro Jahr. Dabei verbrannte jährlich durchschnittlich eine Fläche von rund 157 Hektaren, was einem Areal von rund 220 Fussballfeldern entspricht. Im internationalen Vergleich gilt dies als geringes Waldbrandgeschehen.

In den vergangenen Jahren gab es allerdings einige Ausreisser. Im Jahr 2018 mit einem ausgeprägten Trockensommer ereigneten sich 162 gemeldete Waldbrände, im vergangenen Jahr waren es 113.

Die Waldbrandgefahr verschärfte sich gemäss dem Bund durch lang anhaltende Trockenperioden bei wärmeren Temperaturen in den letzten 30 Jahren. Davon betroffen sind zunehmend auch Wälder nördlich der Alpen. Im Bericht zur nationalen Risikoanalyse 2020 gehörte Trockenheit zu den Top-10-Risiken der Schweiz, während Waldbrand zu den häufigsten Naturgefahren zählte.

(text:sda/bild:keystone)