16 August 2021

Waldbesitzer profitieren kaum vom teureren Holzpreis

Der Holzmarkt ist seit Monaten aus den Fugen. Vor allem die Preise für Bauholz sind wegen der hohen Nachfrage aus den USA und China quasi explodiert. Bei den Schweizer Waldbesitzern ist davon kaum etwas angekommen.

Von Frühling 2020 bis Mai 2021 kannte der Preis für Bauholz nur eine Richtung: aufwärts. Zahlte man im April/Mai 2020 an der US-Rohstoffbörse CME noch für einen Kubikmeter Bauholz 250 US-Dollar, vervierfachte sich der Preis in den fünf Monaten darauf auf etwa 1000 US-Doller. Im Mai dieses Jahres dann erreichte er seinen absoluten Höhepunkt bei annähernd 1750 US-Dollar pro Kubikmeter, danach ging es allerdings wieder deutlich abwärts.

Auslöser für den starken Anstieg gab es verschiedene. So waren Projekte im Zuge der ersten Pandemie-Welle 2020 aufgeschoben worden, so dass sich mit den nachlassenden Restriktionen die angestaute Nachfrage zu entladen begann. In Ländern der EU, in China und den USA zog die Bautätigkeit massiv an. Darüber hinaus sank das Angebot an Holz wegen Natur- und Umwelteinflüssen.

Dazu hatten die USA unter Präsident Donald Trump beispielsweise Strafzölle auf Holz aus Kanada verhängt. Die grossen Profiteure davon waren beispielsweise die deutschen Holzhändler, die sich so neue Kunden an Land zogen, gleichzeitig aber auch die Preise erhöhen konnten.

Das alles blieb nicht ohne Folgen für die Schweiz. Bauholz wird nämlich üblicherweise aus dem Ausland importiert, weil es schlicht billiger ist. Schweizer Holz ist wegen der höheren Lohnkosten und der nachhaltigen Forstwirtschaft teurer als das importierte. Zudem werden manche Produkte in der Schweiz schlicht gar nicht hergestellt.

Während also China und die USA die Märkte für Baustoffe leerkauften, rückten die heimischen Holzanbieter wieder verstärkt in den Fokus und wurden wettbewerbsfähig. „Plötzlich bekamen diejenigen, die sich sonst mit dem günstigeren Holz aus dem Ausland eingedeckt haben, keines mehr. Und damit wurde der Ruf nach Schweizer Holz auf einmal sehr laut“, sagte Florian Landolt vom Verband Wald Schweiz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.

„Von den Preisverzerrungen, die wir in den letzten Monaten bei Konstruktionsholz gesehen haben, profitiert die Nachfrage nach heimischem Holz durchaus“, sagte auch Urs Luginbühl vom Verband Holzindustrie Schweiz.

Dabei ging es nicht nur um den Preis, der plötzlich konkurrenzfähig war, sondern auch um die Lieferketten, die bei heimischen Anbietern einfach kürzer sind. Zudem seien die Preise in der Schweiz auch nicht so stark gestiegen wie im Ausland, erklärte Luginbühl weiter. Allerdings sei das Angebot eben auch nur begrenzt.

„Von 2007 bis 2020 sind die Schnittholzpreise stetig gesunken“, so der Sprecher des Verbandes. Für ihn hat das insbesondere mit der Aufwertung des Schweizer Frankens zu tun. Holz aus dem Ausland zu importieren, war einfach günstiger. „Als 2015 dann noch die Aufhebung des Mindestkurses kam, war das ein echter Schock für die heimische Holzindustrie.“ Über Nacht sei der Warenwert drastisch eingebrochen. Die Folge war, dass viele Betriebe schliessen oder ihre Produktion stark drosseln mussten.

Was bei den ganzen Diskussionen über die Preisexplosion für Bauholz allerdings oft aussen vor bleibt, ist der Preis für Rundholz, also die Baumstämme, die im Wald geschlagen werden. Wie Landolt vom Verband Wald Schweiz betont, ist bei den Waldbesitzern jedenfalls kaum etwas von dem Hype angekommen. Vielmehr kämpfen sie seit den 1990er Jahren mit immer weiter sinkenden Preisen.

„Die Preissteigerungen, über die man in den letzten Monaten so viel gelesen hat, sind nur zu einem geringen Teil bei den Waldbesitzern angekommen. Das meiste davon fand im Rahmen der Wertschöpfungskette statt“, betonte der Experte. Wie auch aus den jüngsten Daten des Bundesamts für Statistik (BFS) hervorgeht, ist das Holzgeschäft in der Schweiz alles andere als lukrativ. Vielmehr wiesen die Schweizer Forstbetriebe im vergangenen Jahr ein Defizit aus. Diese Beobachtung teilt auch Landolt: „Zahlreiche machen Verluste, weil der Preis für Rundholz auf rekordtiefem Niveau ist.“

Woher diese Diskrepanz zwischen Rund- und Bauholz kommt? Laut Landolt hat der Preis für Rundholz seit den 1990er Jahren verschiedene einschneidende Ereignisse gesehen, die den Preis jedes Mal weiter in die Tiefe gerissen haben. „Alleine der Sturm Lothar Ende 1999 hat den Preis innerhalb eines Jahres um über einen Viertel einbrechen lassen – erholt hat er sich davon nicht.“ Aber auch die extreme Trockenheit zwischen 2018 und 2020 sowie der daraus resultierende Borkenkäferbefall haben dem Rundholz-Preis zugesetzt.

Bleibt die Frage, wie es weitergeht? Landolt geht davon aus, dass die Nachfrage nach Holz weiter hoch bleiben wird, weil es als nachhaltiges Baumaterial unerlässlich ist und auch der politische Wille zur Verwendung gross ist. Luginbühl begrüsst die gestiegene Konkurrenzfähigkeit der Schweizer Holzverarbeiter und die grössere Nachfrage nach Schweizer Holz, zeigt sich aber dennoch etwas vorsichtiger. Erst wenn sich die Preissteigerungen als nachhaltig erwiesen, dürften die hiesigen Produzenten auch wieder ihre Kapazitäten ausbauen.

Allerdings erscheint dies mehr als fraglich. Seit der Preis im Mai sein Hoch gesehen hat, setzte nämlich eine beispiellose Talfahrt ein, die den Preis auf ein Niveau von zuletzt um die 500 US-Dollar zurückgebracht hat. Gleichzeitig sind die Preise für Rundholz zuletzt zwar etwas angestiegen, verharren aber dennoch weiterhin auf historisch tiefem Niveau.

(text:sda/bild:beo)