12 Dezember 2021

Verstappen nach völlig verrücktem Finale Weltmeister

Max Verstappen ist nach einem Wahnsinns-Finale Formel-1-Weltmeister. Der Niederländer entscheidet im Red Bull das Duell in Abu Dhabi gegen Lewis Hamilton im Mercedes in der letzten Runde für sich.

57 der 58 Runden lag Hamilton, zum Teil mit deutlichem Vorsprung, in Führung und schien ungefährdet seinem achten Titel entgegenzufahren. Doch ein Unfall von Nicholas Latifi im Williams in der Schlussphase sorgte doch noch für den nicht mehr erwarteten Umschwung zugunsten von Verstappen. Die Neutralisation des Rennens ermöglichte es dem Niederländer, den Rückstand zu Hamilton aufzuholen. Dazu hatte er sich nochmals frische weiche Pneus aufziehen lassen. Er war damit gerüstet für das finale Duell im Finale, diese allerletzte, alles entscheidende Runde – und packte die Chance beim Schopf. Verstappen überholte den Engländer dank dem Reifenvorteil und sicherte sich auf den allerletzten Drücker als erster Niederländer den schon verloren geglaubten Titel.

Die Emotionen gingen hoch, hüben wie drüben. Hier die überschäumende Freude, dort tiefe Enttäuschung. Hier lagen sie sich in den Armen, dort waren sie erstarrt. Im Lager von Mercedes standen sie mit leeren Blicken da, ungläubig über das, was soeben passiert war.

Im Rennen war noch war nicht einmal die erste Runde absolviert, da sorgten Hamilton und Verstappen bereits für den ersten Aufreger. Beim Versuch Verstappens, die beim Start verlorene Spitzenposition zurückzugewinnen, geriet Hamilton neben die Strecke, kürzte entsprechend ab und setzte die vor dem Niederländer fort. Dass der Brite als Erster in die erste Kurve einbog, war nicht erwartet worden. Verstappen schien beim Start mit den Reifen der weichsten Mischung, die am meisten Haftung bieten, gegenüber seinem Rivalen, der das Rennen auf den mittelharten Walzen aufgenommen hatte, im Vorteil zu sein.

Nach der besagten Szene gingen die Diskussionen los. Mit der Ansicht, Hamilton habe gegen das Reglement verstossen und hätte sich hinter Verstappen zurückfallen lassen müssen, war sie im Lager von Red Bull nicht allein. Sie machten den Fakt geltend, dass Verstappen beim Überholversuch die Strecke nicht verlassen habe und der Versuch deshalb korrekt war. Die Rennkommissare sahen die Sachlage anders. Aus ihrer Warte gab es nichts zu beanstanden.

Der vorausfahrende Hamilton legte ein Tempo vor, das Verstappen nicht mitzugehen vermochte. Zu jenem Zeitpunkt war klar, dass nur noch ein ausserordentliches Ereignis wie ein eigener Fahrfehler, ein Defekt oder eine Safety-Car-Phase den Briten am neuerlichen Triumph würde hindern können. Nach dem Ausfall von Antonio Giovinazzi, der seinen letzten Arbeitstag beim Rennstall Red Bull wegen eines Getriebeschadens im Alfa Romeo vorzeitig beenden musste, wurde das Rennen zwar für kurze Zeit neutralisiert, aber nur durch den virtuellen Führungswagen, verbunden mit dem Befehl an die Fahrer für eine Geschwindigkeitsreduzierung um 40 Prozent.

Verstappen nutzte die verlangsamte Fahrt zu einem zweiten Reifenwechsel. Doch auch dieser Versuch, die Entscheidung doch noch zu seinen Gunsten herbeizuführen, fruchtete nichts. Mit den frischen Pneus machte er zwar Boden gut, doch Hamiltons Vorsprung war zu gross, und die Entscheidung schien endgültig gefallen.

Doch dann kam vier Runden vor Schluss der Unfall Latifis, der alles nochmals auf den Kopf stellte, der Verstappen doch noch zum grossen Sieger und Hamilton zum grossen Verlierer stempelte.

Schon vor Giovinazzis Ausfall hatte auch Kimi Räikkönen seinen letzten Arbeitstag bei der Zürcher Equipe vorzeitig beenden müssen. Der Finne war kurz vor der Hälfte der Distanz von der Strecke abgekommen und hatte im Reifenstapel eingeschlagen. Räikkönen kehrte zwar an die Box zurück, der Schaden am Auto liess aber die Weiterfahrt nicht zu.

Abu Dhabi. Grand Prix von Abu Dhabi (58 Runden à 5,281 km/306,183 km): 1. Max Verstappen (NED), Red Bull-Honda. 2. Lewis Hamilton (GBR), Mercedes, 2,256 zurück. 3. Carlos Sainz (ESP), Ferrari, 5,173. 4. Yuki Tsunoda (JPN), AlphaTauri-Honda, 5,692. 5. Pierre Gasly (FRA), AlphaTauri-Honda, 6,531. 6. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes, 7,463. 7. Lando Norris (GBR), McLaren-Mercedes, 59,200. 8. Fernando Alonso (ESP), Alpine-Renault, 61,708. 9. Esteban Ocon (FRA), Alpine-Renault, 64,026. 10. Charles Leclerc (MON), Ferrari, 66,057. 11. Sebastian Vettel (GER), Aston Martin-Mercedes, 67,527. 12. eine Runde zurück: Daniel Ricciardo (AUS), McLaren-Mercedes. 13. Lance Stroll (CAN), Aston Martin-Mercedes. 14. Mick Schumacher (GER), Haas-Ferrari. – 19 Fahrer gestartet, 14 klassiert. – Nicht gestartet: Nikita Masepin (RUS), Haas-Ferrari (positiver Covid-19-Test). – Ausgeschieden u.a.: Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo-Ferrari; Antonio Giovinazzi (ITA), Alfa Romeo-Ferrari.

WM-Schlussklassement (22 Grands Prix plus Sprints in Silverstone, Monza und São Paulo). Fahrer: 1. Verstappen 396,5 (5)*. 2. Hamilton 387,5 (6)*. 3. Bottas 226 (3)*. 4. Perez 190 (1)*. 5. Sainz 164,5. 6. Norris 160 (1)*. 7. Leclerc 159. 8. Ricciardo 115 (1)*. 9. Gasly 110 (1)*. 10. Alonso 81. 11. Ocon 74. 12. Vettel 43. 13. Stroll 34. 14. Tsunoda 32. 15. Russell 16. 16. Räikkönen 10. 17. Latifi 7. 18. Giovinazzi 3. – Teams: 1. Mercedes 613,5 (9)*. 2. Red Bull-Honda 585,5 (6)*. 3. Ferrari 323,5. 4. McLaren-Mercedes 275 (2)*. 5. Alpine-Renault 155. 6. AlphaTauri-Honda 142 (1)*. 7. Aston Martin-Mercedes 77. 8. Williams-Mercedes 23. 9. Alfa Romeo-Ferrari 13. 10. Haas-Ferrari 0. – * 1 Zusatzpunkt für die schnellste Runde in den Grands Prix (bei Klassierung in den ersten zehn). – Halbierte Punkte im Grand Prix von Belgien (Rennabbruch). – Sprints: 3 Punkte für den Sieger, 2 Punkte für den Zweiten, 1 Punkt für den Dritten.

(text&bild:keystone-sda)