13 Januar 2022

Veränderungen in den Thuner Kirchen in Sicht

Im Thuner Kirchengebälk knistert es. Die evangelisch-reformierte Gesamtkirchgemeinde Thun wurde mehrmals offen kritisiert und geriet, vorallem wegen ihrer Finanzpolitik, in die medialen Schlagzeilen. Zudem hat der Grosse Kirchenrat (Legislative) den Kleinen Kirchenrat (Exekutive) kürzlich per Motion beauftragt, bis Mitte 2022 ein Fusionskonzept mit straffem Zeitplan für eine Kirchgemeinde Thun auszuarbeiten. Gefragt sind laut Motion Vorgehensvarianten und Äusserungen zur Zusammenarbeit der Einzelkirchgemeinden. Im Vordergrund steht, die Kirchgemeinden und die Gesamtkirchgemeinde unter einem Dach zu einer neuen Kirchgemeinde zu vereinen.

So darf und kann es nicht weitergehen, fanden seit einiger Zeit einige Kirchenmitglieder. In der Gesamtkirchgemeinde Thun brauche es Änderungen in der Struktur und Organisation. Um rechtlich legitimiert zu sein, mehr Gewicht und Gehör zu bekommen und ernst genommen zu werden, haben sie den Verein Reformierte Thun unter der Leitung von Fridolin Marti (Goldiwil) gegründet. Der Vereinszweck gemäss Statuten: „Die Erhaltung und Förderung zeitgemässer, finanziell tragbarer und funktionstüchtiger Strukturen“. Die Gesamtkirchgemeinde hat knapp 22600 Mitglieder (Stand März 2021).

Die Evangelisch reformierte Kirche Thun ist in den fünf Kirchgemeinden Thun-Stadt, Strättligen, Lerchenfeld, Goldiwil-Schwendibach und Paroisse francaise de Thoune und der Gesamtkirchgemeinde organisiert. Sie alle sind als öffentlich-rechtliche Körperschaft den gleichen rechtsstaatlichen Grundsätzen verpflichtet. Sie haben eigene Verwaltungen zu führen, wie sie der Kanton von Gemeinden verlangt. Die Gesamtkirchgemeinde führt zentral die Personaladministration und verwaltet die Finanzen und Liegenschaften.

Die Verbundenheit mit der Kirche schwindet und wird lockerer. Die Religiosität  nimmt zwar nicht ab, aber die kritische Haltung gegenüber der Institution wächst. Die Zahl der Kirchenmitglieder schrumpft zunehmend. Dementsprechend nehmen die finanziellen Ressourcen ab. Trotz Austritt, werden kirchliche Dienstleistungen, Taufe, Hochzeiten und Trauerfeiern, weiterhin nachgefragt. Es wird aber immer schwieriger, Kirchenmitglieder für Ämter in den unterschiedlichen kirchlichen Stellen in der Verwaltung der Kirchgemeinden zu besetzen.

Es wären weniger Behördenmitglieder nötig. Doppelspurigkeiten würden entfallen. Die Nutzung der Gebäude und Liegenschaften wären nicht zum Voraus für einzelne Quartiere bestimmt. Darüber würden die Organe der neuen Kirchgemeinde entscheiden. Die Finanzen würden weiterhin zentral verwaltet. „Wir wollen nicht gegen, sondern mit der Kirche an der Zukunft arbeiten“, versicherte Präsident Fridolin Marti. Die Vereinsmitglieder sind überzeugt, der Zusammenschluss der Kirchgemeinden zu einer einzigen, würde dem kirchlichen Leben neue Impulse geben. Dafür will sich der Verein Reformierte Thun einsetzen.

Dreizehn Kirchenmitglieder gründeten gestern im Kirchgemeindehaus Frutigenstrasse den Verein Reformierte Thun und genehmigten die Statuten. In den Vorstand wurden gewählt: Fridolin Marti (Präsident), Andreas Lüscher (Lerchenfeld, Administration), Heidi Haas (Strättligen), Heidy Hellmüller, Max Ramseier (Thun) und Nelly Kolb (Medienstellte).

(text&bild:pd)