Über 18 Jahre Haft für Angeklagten im Berner Nebenbuhler-Prozess
Ein Berner Gericht hat einen 56-jährigen Brasilianer wegen Mordes zu 18 Jahre und 3 Monate Haft und einem Landesverweis von 15 Jahren verurteilt. Er soll den neuen Freund seiner Ex-Frau getötet und danach dessen Leichnam im Wald verbrannt haben.
Das Regionalgericht Bern-Mittelland sprach den Angeklagten zudem der Störung des Totenfriedens sowie wegen des Besitzes von Gewaltdarstellungen für schuldig. Es übertraf damit sogar die Anträge der Staatsanwaltschaft. Diese forderte eine Freiheitsstrafe von 18 Jahren sowie einen Landesverweis von 12 Jahren.
Der Staatsanwalt sagte im Parteivortrag von Montag mit Verweis auf das psychiatrisch-forensische Gutachten, dass es sich bei der Tat um keine Affekthandlung gehalten habe. So habe der Angeklagte nicht nur mindestens fünf Mal auf das Opfer eingestochen, er habe ihm danach auch noch einen Plastiksack über den Kopf gestülpt und diesen mittels Betonklebeband befestigt.
Auch dass der Angeklagte nach der Tat den Leichnam in ein Waldstück bei Meikirch BE fuhr, ihn mit Benzin übergoss und anzündete, passe nicht zu einem Nachtatverhalten einer Affekttat, so der Staatsanwalt, sondern zu Mord. Der Beschuldigte habe den Freund seiner Ex-Frau, also den Nebenbuhler, „eliminieren“ wollen und aus niederen Motiven wie Eifersucht, Rachegelüste und Ehrgefühlen gehandelt.
Der Angeklagte hatte geltend gemacht, dass es aufgrund Provokationen des Opfers zu einem Handgemenge kam. Um sich „zu verteidigen“ habe er im Zuge der Auseinandersetzung mit einem Messer zugestochen. Der Verteidiger sprach entsprechend von einem Notwehrexzess und forderte eine Freiheitsstrafe von sechs Jahren und neun Monaten wegen eventualvorsätzlicher Tötung sowie einen Landesverweis von acht Jahren.
Die Tat fand im Februar 2020 in der Wohnung des Angeklagten in Bern-Bethlehem statt. Das Opfer – ein damals 45-jähriger Schweizer – musste aus beruflichen Gründen in der Wohnung des Angeklagten einen Wasserschaden begutachten.
(text:sda/bild:unsplash)
