6 Juni 2023

Thuner Gemeinderat verabschiedet Klimastrategie

Der Thuner Gemeinderat hat die Klimastrategie verabschiedet. Sie zeigt auf, wie die Stadt Thun gemeinsam mit Politik, Wirtschaft, Industrie, Wissenschaft und Bevölkerung das Ziel Netto-Null bis 2050 erreichen kann. Definiert sind zehn Stossrichtungen und konkrete Massnahmen zur Reduktion der Treibhausgase.

Im Juni 2019 rief der Thuner Stadtrat den Klimanotstand aus. Der Gemeinderat bekannte sich im Anschluss zum Ziel Netto-Null-Treibhausgasemissionen 2050 und beschloss, eine Klimastrategie zu erarbeiten. Die Strategie hat die Stadt Thun unter Einbezug verschiedener Interessegruppen, Fachpersonen und der breiten Bevölkerung in den letzten 15 Monaten erarbeitet. Sie besteht aus einer Roadmap und einem Aktionsplan. Die Roadmap zeigt den Handlungsbedarf, die Ziele und die Stossrichtungen auf, der Aktionsplan umfasst konkrete Massnahmen. Anfang Jahr ging die Klimastrategie in die öffentliche Konsultation und wurde grossmehrheitlich als angemessen und zielführend beurteilt. Am 17. Mai hat der Gemeinderat die Klimastrategie verabschiedet. «Ich freue mich über diesen Meilenstein der städtischen Klimapolitik und bin zuversichtlich, dass wir mit dem breit abgestützten strategischen Instrument unser Ziel Netto-Null bis 2050 erreichen – gemeinsam mit Politik, Wirtschaft, Industrie, Wissenschaft und der ganzen Bevölkerung», so Gemeinderätin Andrea de Meuron.

Stadt nimmt Vorbildrolle ein

Ziel ist es, alle vermeidbaren Emissionen zu eliminieren und den unvermeidbaren Teil, z.B. aus der KVA oder der Landwirtschaft, mit Negativemissionstechnologien auszugleichen. Die Roadmap zeigt den Absenkpfad auf und definiert zehn strategische Stossrichtungen, welche die Stadt Thun langfristig verfolgen will, um klimaneutral zu werden. Die Stossrichtungen orientieren sich am Handlungsbedarf und den Handlungskompetenzen der Stadt:

  1. Wärmebedarf reduzieren, Energie effizient nutzen und zu 100 Prozent erneuerbar erzeugen.
  2. ÖV, Velo- und Fussverkehr stärken und kurze Wege ermöglichen.
  3. Motorisierter Verkehr auf erneuerbare Energieträger umstellen.
  4. Die Stadt Thun mit erneuerbarem Strom versorgen.
  5. Energieinfrastruktur auf das Netto-Null-ziel ausrichten.
  6. Sektoren vernetzen.
  7. Ressourcen effizient einsetzen und Kreislaufwirtschaft etablieren.
  8. Als Stadtverwaltung eine Vorbildrolle übernehmen.
  9. Das Netto-Null-Ziel breit kommunizieren.
  10. Verbleibende Emissionen mit Negativemissionstechnologien und natürlichen Senken kompensieren.

Die Stadt nimmt dabei verschiedene Rollen ein von der Anbieterin, Beraterin, Förderin, Planerin bis zur Verbraucherin. Je nach Bereich und Rolle verfügt die Stadt über unterschiedlich grosse Handlungskompetenzen. «Doch unsere Vorbildrolle ist zentral. Es ist wichtig, dass wir mit gutem Beispiel vorangehen und als Förderin und Beraterin auftreten», so Gemeinderätin Andrea de Meuron. Für die Stadtverwaltung hat der Gemeinderat sogar das ambitioniertere Ziel Netto-Null 2035 gefasst. In den letzten Jahren setzte die Stadt bereits diverse Massnahmen um wie zum Beispiel die Gebäudeenergiestrategie mit der Förderung alternativer Energieträger wie Photovoltaikanlagen und die Fokussierung auf Elektromobilität bei städtischen Fahrzeugen.

Stadt arbeitet mit der Bevölkerung zusammen

Der Aktionsplan konkretisiert die zehn Stossrichtungen der Klimastrategie und dient der Verwaltung als Grundlage für die Umsetzung. Er wird alle vier Jahre aktualisiert. Der Aktionsplan 2023-2026 enthält 15 konkrete Massnahmen, unter anderem in den Bereichen Heizungsersatz, erneuerbare Stromproduktion, Verkehr sowie Information und Sensibilisierung. Der Gemeinderat hat diese Massnahmen und die damit zusammenhängende Ressourcenplanung zur Kenntnis genommen. Er befürwortet eine Priorisierung in den Bereichen Heizungsersatz und Ausbau der Photovoltaik, weil dabei die grösste Wirkung erzielt werden kann. «Uns ist es wichtig, auf dem Weg zu Netto-Null weiterhin eng mit der Bevölkerung zusammenzuarbeiten, sie zu informieren, zu sensibilisieren und zum Mitmachen zu motivieren», betont Gemeinderätin Andrea de Meuron. So erhalten die Thunerinnen und Thuner die Möglichkeit, in einer partizipativen Projektausschreibung eigene Klimaprojektideen vorzuschlagen. Die Bevölkerung entscheidet anschliessend, welche «Klima-Ideen» von der Stadt unterstützt und umgesetzt werden. Zudem will die Stadt ein Reallabor aufbauen, eine Art Kooperationsform für Innovationen, in der verschiedene Akteurinnen und Akteure gemeinsam innovative, klimafreundliche Technologien, Produkte und Dienstleistungen entwickeln können. Des Weiteren ist eine Clusteranalyse Heizungsersatz geplant, bei der die individuellen Bedürfnisse der Hauseigentümerschaft für den Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme erhoben werden. Für die drei smarten Umsetzungsprojekte (Klima-Idee, Reallabor und Clusteranalyse) erhält die Stadt Thun finanzielle Unterstützung des Bundesamtes für Energie und der EU.

(text:pd/bild:zvg-stadtthun)