10 Mai 2022

Thorberg-Gefängnis mit neuer Organisation

Am 1. Mai 2022 hat die neue Organisation in der Justizvollzugsanstalt Thorberg ihren Betrieb aufgenommen. Nach einer zweijährigen Erarbeitungsphase sind Einrichtungen und Abläufe für den «Justizvollzug nach Mass» erprobt und nun definitiv eingeführt worden. Nun soll bis im Herbst der Übergang vom jetzigen Direktor auf einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin sichergestellt sein.

Vor zweieinhalb Jahren hat Hans-Rudolf Schwarz die Direktion in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Thorberg übernommen und nach eingehender Analyse sein Konzept für einen «Justizvollzug nach Mass» vorgelegt. Mit der Neuausrichtung soll gezielt auf die individuellen Ressourcen der Gefangenen eingewirkt werden mit der Absicht, bestmögliche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Wiedereingliederung zu schaffen.

Inzwischen konnten dafür erforderliche Voraussetzungen wie ein Assessment-Center für die Neueintretenden, arbeitsagogisch betreute Arbeitsplätze, breitere Interventions- und Freizeitangebote oder ein Raum zur sportlichen Betätigung geschaffen werden. Zugleich wurde in der JVA Thorberg eine Leitungsstruktur geschaffen, die die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen am Vollzug beteiligten Fachpersonen stärker verzahnt und standardisiert.

Für die Weiterentwicklung der JVA sind weitere Anpassungen geplant, darunter die Schaffung neuer Arbeitsateliers mit der Möglichkeit, Berufslehren zu absolvieren, ein Besuchszentrum mit einem Familienzimmer sowie zweckmässige Büro- und Verpflegungsräumlichkeiten für die Mitarbeitenden.

Auch bei den Abläufen zur Begleitung und Betreuung der eingewiesenen Personen gibt es eine Vielzahl von Neuerungen, die auf eine höhere Selbständigkeit der Gefangenen abzielen. Sie durchlaufen massgeschneiderte Interventionsprogramme und werden anhand von Förderzielen beurteilt. Über den neu geschaffenen Gefangenenrat können sie sich aktiv einbringen, Bedürfnisse anmelden und Verbesserungen im Anstaltsbetrieb vorschlagen.

Die Neuerungen stellen eine Herausforderung dar sowohl für die Mitarbeitenden als auch für die Gefangenen. Beim Personal wird deshalb auch gezielt in Weiterbildungsmassnahmen investiert.

Mit der Einführung und der in den nächsten Wochen und Monaten anvisierten Konsolidierung des neuen Betriebs ist für Thorberg-Direktor Hans-Rudolf Schwarz auch der Zeitpunkt gekommen, die Übergabe an einen Nachfolger respektive eine Nachfolgerin bis im Herbst dieses Jahres sicherzustellen. Schwarz hatte die Aufgabe im Herbst 2019 übernommen, damals zuerst zusätzlich noch als Direktor der JVA Witzwil, und sich über das ordentliche Pensionsalter hinaus zur Verfügung gestellt, den Thorberg neu zu positionieren.

«Unsere Erwartung, dass Hans-Rudolf Schwarz die JVA Thorberg mit seiner langjährigen Expertise im Justizvollzug beruhigen und neu ausrichten kann, hat sich bestätigt. Dafür gebührt ihm Dank und Anerkennung», sagt Sicherheitsdirektor Philippe Müller.

Das Amt für Justizvollzug wird den Posten «Direktor/in Thorberg» nun zur Neubesetzung ausschreiben und in einem sorgfältigen Auswahlverfahren einen neuen Direktor oder eine neue Direktorin für die anspruchsvolle Aufgabe bestimmen.

Die JVA Thorberg ist innerhalb des elf Kantone umfassenden Strafvollzugskonkordats der Nordwest- und Innerschweiz zuständig für den geschlossenen Vollzug von über 170 eingewiesenen Männern. Daraus ergibt sich eine hohe Spezialisierung auf die Sicherheit, da bei den Gefangenen von einer Fluchtgefahr und bei einem Teil von ihnen von einer Rückfallgefahr für schwerwiegende Delikte ausgegangen werden muss. Auch mit der Neuausrichtung wird der Fokus auf die Gewährleistung der Sicherheit beibehalten. So wird etwa beim Screening im Assessment Center standardisiert auch eine Einschätzung der Fluchtgefahr oder der Gefahr von Übergriffen auf Personal oder Mitgefangene vorgenommen.

(text:pd/bild:zvg)