27 Oktober 2022

Studie: Frauen sind in der Landwirtschaft immer wichtiger

Die wirtschaftliche Bedeutung der Frauen in der Landwirtschaft hat zugenommen, und auch ihre soziale Absicherung hat sich verbessert. Besonders junge Frauen übernehmen immer öfter leitende Tätigkeiten, wie eine Studie des Bundesamtes für Landwirtschaft (BWL) zeigt.

„Frauen prägen die Landwirtschaft mit ihren vielen Tätigkeiten, sei es im Haus oder Hof“, sagte BWL-Direktor Christian Hofer am Donnerstag vor den Medien in Bern. In den letzten zwanzig Jahren seit der ersten Studie habe sich auch vieles verbessert, insbesondere die wirtschaftliche Bedeutung der Frauen in der Landwirtschaft.

Die soziale Absicherung habe sich verbessert, doch bestünden immer noch Lücken, insbesondere im Scheidungsfall oder bei Invalidität. Der politische Prozess müsse hier weitergehen, um noch mehr zu erreichen.

Weiter zugenommen habe die ausserbetriebliche Erwerbstätigkeit der Frauen, deshalb sei häufig ebenfalls ein Teil der Absicherung und Vorsorge abgedeckt. So verfügen 44 Prozent über eine 2. Säule, über die 3. Säule 57 Prozent. Nur noch vier Prozent (2012: 12 Prozent) der Frauen geben an, keine eigene Absicherung und Vorsorge zu haben.

Die Frauen in der Landwirtschaft sehen sich im Durchschnitt in mehr als drei Rollen, wobei die Rollen Hausfrau und Mutter nach wie vor am bedeutendsten sind (87 Prozent), so die Studie weiter. In der Rolle der Bäuerin sehen sich noch 48 Prozent (2012: 63 Prozent). Immer mehr junge Frauen, die auch aus dem nicht-landwirtschaftlichen Umfeld stammten, sehen sich auch als Berufsfrau ausserhalb des Betriebes (30 Prozent).

Besonders junge Frauen treten nach eigenen Angaben sicherer auf und übernehmen auch mehr Verantwortung auf dem Betrieb. Neu gebe es die Kategorie der Mitbewirtschafterin, in der sich 36 Prozent der Befragten sehen. Bei den Jüngeren bis 35 Jahre ist rund ein Viertel alleinige Bewirtschafterin, (über 56-jährige: 9 Prozent). Über zwei Drittel geben an, den Betrieb gemeinsam mit ihrem Partner zu leiten. 13 Prozent haben das Heft alleine in der Hand.

55 Prozent aller befragten Frauen erhalten einen Lohn oder erzielen ein Einkommen für ihre betriebliche Arbeit. Mitarbeitende auf dem Hof ohne Lohn sind vermehrt Frauen über 56 Jahre (38 Prozent).

Rund zwei Drittel geben an, dass ihr Betriebszweig, zum Beispiel Direktvermarktung, mehr als 50 Prozent zum Gesamteinkommen beitrage.

57 Prozent der Frauen sind nicht Eigentümerin des Betriebes, auf dem sie leben, lediglich ein Viertel ist Miteigentümerin, 11 Prozent sind Alleineigentümerin.

Gestiegen ist der Arbeitsumfang, dies vor allem wegen der ausserbetrieblichen Tätigkeit, einer solchen gehen 53 Prozent der Frauen nach. Obwohl rund 60 Prozent eine Woche oder weniger pro Jahr Ferien haben, sind 72 Prozent mit ihrem Leben zufrieden.

Ihre persönliche wie auch die betriebliche Zukunft nehmen die Frauen mehrheitlich positiv wahr. Etwas weniger zuversichtlich sind sie in Bezug auf die Zukunft der Landwirtschaft – rund die Hälfte stört sich jedoch am negativen Image der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit, wie es weiter hiess.

Das BWL zieht laut Hofer aus der Studie fünf Handlungsempfehlungen. So sollen Frauenbetriebe sichtbarer gemacht werden und Betriebsleiterinnen nicht als Ausnahme wahrgenommen werden. Zudem sollen junge Mütter und Schwangere entlastet sowie Beratungsangebote und Ausbildungsmöglichkeiten weiterentwickelt werden. Nicht zuletzt sollen Formulare von Ämtern und (Sozial-)Versicherungen mit einer weibliche Anrede ausgestattet werden.

Die BWL-Studie basiert auf einer Online-Umfrage des Forschungsinstituts gfs-zürich, an der sich 778 Frauen aus allen Landesteilen beteiligt haben. Ergänzt wurde die Befragung mit vier Gruppendiskussionen. Die Situation und Rolle der Frau in der Landwirtschaft wurde zum dritten Mal nach 2002 und 2012 untersucht.

Laut dem BLW ist die Studie zugleich eine der über 160 Massnahmen des Aktionsplans zur Gleichstellungsstrategie 2030, die der Bundesrat im April 2021 verabschiedet hat. Sie verfolgt unter anderem das Ziel, die wirtschaftliche Autonomie der Frauen zu stärken und damit die Gleichstellung der Geschlechter gezielt zu fördern.

(text:sda/bild:unsplash)