6 Mai 2022

Unsichere Strom- und Gasversorgungssicherheit im Winter

Die Schweizer Gaswirtschaft unterhält keine direkten Beziehungen zum russischen Gasmarkt. Generell beschafft die Schweiz das Gas vor allem auf den Märkten in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Italien. Insgesamt beträgt der Anteil des russischen Gases Anfang Jahr auf diesen Märkten 43 Prozent. Die europäischen Länder und die EU arbeiten mit Hochdruck daran, Abhängigkeiten von russischem Gas zu reduzieren und die Bezugsmöglichkeiten breiter aufzufächern. So spielt Flüssigerdgas (LNG) eine grosse Rolle, da dieses via unterschiedlichster Weltregionen und auf dem Schiffsweg beschafft werden kann. Längerfristig werden auch erneuerbare Gase eine zentrale Rolle für die Gasversorgung spielen.

Für die Schweizer Gaswirtschaft besteht die unmittelbare Herausforderung, die Versorgung für den Winter 2022/23 sicherzustellen. Die Energie Thun AG hat in Zusammenarbeit mit ihrer Vorlieferantin, der Gasverbund Mittelland AG (GVM), für den nächsten Winter Speicherkapazitäten in Frankreich gesichert. Dies ermöglicht ein besseres Auffangen allfälliger Knappheiten. Für den konkreten Fall einer drohenden Mangellage sind Bewirtschaftungsmassnahmen vorgesehen. Diese beinhalten die Umschaltung von Verbrauchern mit Zweistoff-Anlagen, Sparappelle und die Kontingentierung von Erdgas-Grossverbrauchern mit Einstoff-Anlagen.

Die Winterversorgung ist auch bei der Stromversorgung der Knackpunkt: Im Winter ist die Schweiz stets auf Stromimporte angewiesen. Durch das fehlende Stromabkommen drohen zukünftig allerdings Importschwierigkeiten. Um die Stromversorgungssicherheit zu gewährleisten, braucht es einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien. Damit dies gelingt, müssen die Planungssicherheit und die Investitionsbedingungen für erneuerbare Energien verbessert werden.

(text:pd/bild:unsplash)