21 September 2023

Stadt Thun scheut für Baumerhalt weder Aufwand noch Kosten

Die 150-jährige Stützmauer und das historische Geländer beim Thunerhof müssen saniert werden. Damit die alten Bäume erhalten bleiben, verzichtet die Stadt Thun vorerst auf statische Eingriffe an der Mauer. Die Arbeiten starten voraussichtlich im Frühling 2024.

Für den Bau des ehemaligen Grandhotels Thunerhof wurde in den 1870er-Jahren das Gelände zur Aare hin aufgeschüttet. Entlang des Aarequai errichtete man eine Stützmauer. Die ganze historische Anlage Thunerhof gehört zum Schweizerischen Inventar der Kulturgüter von nationaler Bedeutung. Über die letzten 150 Jahre hat sich die mehr als 200 Meter lange Mauer an mehreren Stellen sichtbar verformt. Gemäss einem statischen Gutachten sind die Deformationen auf die ungenügende innere Standfestigkeit des Doppelmauerwerks, den Wurzeldruck der direkt an der Mauerkrone gepflanzten Bäume sowie den Wurzelbewuchs zurückzuführen. Aus Sicherheitsgründen muss die Stadt die Mauer sanieren. Auch das historische Geländer muss saniert werden.

Für eine abschliessende Stabilisierung der Mauer wäre grundsätzlich die Fällung der bestehenden Bäume und eine um einige Meter zurückversetzte Ersatzpflanzung notwendig. Ein solch radikaler Eingriff stand für den Gemeinderat jedoch ausser Frage. Stattdessen erarbeitete das Amt für Stadtliegenschaften unter Einbezug der kantonalen Denkmalpflege ein Sanierungsprojekt, bei dem der alte Baumbestand erhalten bleibt.

Das Sanierungskonzept sieht vor, die obersten beiden Steinreihen zu sanieren bzw. zu ersetzen. Da die Steine teilweise von Wurzeln abgehoben oder verschoben wurden, könnten sie mittelfristig abbrechen und Passantinnen und Passanten auf dem Aarequai gefährden. Die Massnahme ermöglicht es auch, das historische Geländer auf der Seite Thunerhof normgerecht zu erweitern und neu zu verankern, damit es die entsprechenden Lasten aufnehmen kann.

Gemäss den Berechnungen der Ingenieure ist davon auszugehen, dass sich die Mauer – speziell in den Bereichen der Bäume – weiter verformen wird. Aus diesem Grund soll das Bauwerk künftig durch ein regelmässiges georeferenziertes Scanning und über fixe Messpunkte überwacht werden. Werden kritischen Verformungen aufgezeichnet, müssen lokal statische Sanierungsmassnahmen ergriffen werden, die möglicherweise auch die Fällung einzelner Bäume bedingen können. Für die Überwachung werden jährlich rund 5’000 Franken im Unterhaltsbudget aufgenommen. Die Kosten für die Sanierung der Mauer und des Geländers, inkl. Überwachungssystem, belaufen sich auf 1,37 Millionen Franken. Die Denkmalpflege des Kantons Bern stellt eine Kostenbeteiligung von rund zehn Prozent aus dem Lotteriefonds in Aussicht. Das Baugesuch wird in diesen Tagen eingereicht. Die Bauarbeiten starten voraussichtlich im Frühling 2024 und dauern rund zehn Monate.

(text:pd/bild:beo)