23 August 2022

Staatsanwalt fordert zwölf Jahre Haft für Argentiniens Ex-Präsidentin

Im Korruptionsverfahren gegen die frühere argentinische Präsidentin Cristina Kirchner (2007 – 2015) fordert die Staatsanwaltschaft zwölf Jahre Haft und eine lebenslange Sperre für öffentliche Ämter. „Es geht um das grösste Korruptionsnetzwerk, das das Land je gesehen hat“, sagte Staatsanwalt Diego Luciani bei seinem Schlussplädoyer am Montag. „Geehrte Richter, jetzt ist der Moment. Korruption oder Gerechtigkeit.“ Die amtierende Vizepräsidentin Kirchner sei Anführerin einer kriminellen Vereinigung gewesen und haben den Staat um rund eine Milliarde US-Dollar gebracht.

Kirchner und ihr verstorbener Ehemann und Ex-Präsident Néstor Kirchner sollen einem befreundeten Bauunternehmer ohne Ausschreibung eine ganze Reihe von öffentlichen Aufträgen beschafft haben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft erhielt die Firma des Vertrauten rund 80 Prozent aller öffentlicher Strassenbauaufträge in Kirchners Heimatregion Santa Cruz. Ein Teil der überhöhten Baukosten floss demnach später wieder an das Ehepaar Kirchner zurück.

Nach dem Schlussplädoyer der Staatsanwaltschaft kam es vor Kirchner Wohnung im eleganten Stadtteil Recoleta zu Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegner der Vizepräsidentin. Polizisten trennten die verfeindeten Gruppen schliesslich und feuerten Tränengas in die Menge. Das Urteil gegen Kirchner soll Ende des Jahres fallen. Es kann danach noch vor dem Obersten Gerichtshof angefochten werden. Bis ein rechtskräftiges Urteil fällt, könnten noch Jahre vergehen.

(text:sda/bild:unsplash-symbolbild)