12 Oktober 2023

Sonderflüge für Schweizerinnen und Schweizer werden fortgesetzt

Die Sonderflüge zur Evakuierung von Schweizer Staatsangehörigen aus Israel werden fortgesetzt. 14 Schweizer Organisationen fordern ein stärkeres Engagement der Schweiz in Nahost. In Zürich und Genf waren am Donnerstagabend Pro-Palästina-Solidaritätskundgebungen geplant.

Die Fluggesellschaft Swiss fliegt am Freitag in Zusammenarbeit mit dem Aussendepartement zum vierten Mal nach Tel Aviv und zurück. Auch dieser Flug nach dem Terrorüberfall der islamistischen Hamas auf Israel ist ausschliesslich über eine spezielle Hotline buchbar, die das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) Auslandschweizerinnen und -schweizern bekanntgegeben hatte.

Wie die Swiss am Donnerstag mitteilte, wird der vierte Sonderflug am Freitag um 11 Uhr in Zürich starten. Die Landung des Rückflugs in Zürich wird um 20.20 Uhr erwartet. Swiss setzt einen Airbus A321neo ein, der über 215 Sitzplätze verfügt.

In einem ersten Evakuierungsflug waren am späten Dienstagabend 224 Personen in die Schweiz geflogen worden. Insgesamt konnten bisher mit zwei Sonderflügen rund 430 Personen in die Schweiz geflogen werden. Der dritte Sonderflug aus Tel Aviv sollte am Donnerstagabend in Zürich eintreffen.

Rund 550 Personen, die eine Verbindung zur Schweiz haben, sind weiterhin auf der App „Travel Admin“ registriert. Das EDA hat laut eigenen Angaben Kenntnis von Reisenden, die selbständig mit anderen Flügen ausreisen konnten.

Das EDA empfiehlt Schweizer Staatsangehörigen weiterhin, auch andere kommerzielle Flugoptionen und Ausreisemöglichkeiten zu prüfen. Das EDA hat Reisewarnungen für Israel, das besetzte palästinensische Gebiet und den Libanon herausgegeben.

Reguläre Flüge der Swiss nach Tel Aviv wird es bis mindestens am 22. Oktober nicht geben. Die Aussetzung der Verbindungen werde aus Sicherheitsgründen verlängert, teilte die Airline am Donnerstagabend mit.

Auch Tickets für Flüge nach Tel Aviv, die zwischen dem 23. und dem 31. Oktober geplant sind, werden den Angaben zufolge vorläufig nicht mehr verkauft.

Geprüft werden vom EDA auch weiterhin Hinweise auf möglicherweise vermisste oder verstorbene israelische Staatsangehörige, die auch die schweizerische Staatsangehörigkeit besitzen.

14 im Forum für Menschenrechte in Israel/Palästina zusammengeschlossene Schweizer Organisationen haben am Donnerstag von der Schweiz mehr Engagement im Nahen Osten gefordert. Sie verlangten zusätzliche humanitäre Hilfe zugunsten der lokalen Bevölkerung sowie generell ein verstärktes Engagement in der Region.

Das Forum – ein Zusammenschluss von Organisationen in der Schweiz, die zur Hälfte vor Ort aktiv sind und sich für einen menschenrechtsbasierten Ansatz im Nahost-Konflikt einsetzen – begrüsste ausdrücklich, dass die Schweiz humanitäre Hilfsgelder für die Region nicht in Frage stelle. Angesichts der derzeitig verschärften Notlage forderten die Organisationen gar eine Erhöhung der Zahlungen.

Das IKRK hat nach eigenen Angaben Kontakt mit Vertretern der Hamas und Israels aufgenommen, um Zugang zu festgehaltenen Personen zu erhalten. Das IKRK forderte auf X (vormals Twitter), dass alle Geiseln unverzüglich freigelassen werden müssten.

Die seit rund 20 Jahren stattfindende traditionelle Mahnwache in Bern für Frieden in Israel und Palästina, die für Freitag geplant war, wurde am Donnerstag wegen Sicherheitsbedenken abgesagt. Veranstalter sind die Fachstelle Ökumene, Mission und Entwicklungszusammenarbeit der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn sowie Justitia et Pax in Palästina (JPP).

Die Stadt Bern hat am Donnerstagabend die israelische Fahne auf den Zytglogge projiziert. Mit dieser Aktion zeigte die Stadt Bern ihre Solidarität mit Israel.

Für Donnerstagabend waren in Zürich und Genf Pro-Palästina-Demonstrationen angekündigt. Auf der Place de Nations in Genf protestierten rund 400 Personen gegen die Politik Israels und die Pläne des Bundesrats, die Hamas als Terrororganisation einzustufen und zu verbieten.

Zum Anlass in Zürich hatten zwei marxistische Organisationen aufgerufen. Es kamen, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vor Ort feststellte, aber keine Demonstranten zusammen. Die Universität Zürich und die ETH Zürich hatten sich im Vorfeld von dieser Solidaritäts-Kundgebung für Palästina distanziert. Sie werteten den Aufruf auf den Plakaten zur „Intifada bis zum Sieg“ als Aufruf zur Gewalt und verurteilten den Terrorangriff der Hamas auf Israel vom vergangenen Wochenende.

Auch die Juso Schweiz kritisierte auf X (vormals Twitter), dass wer kurz nach den Massakern der Hamas von Intifada spreche, legitimiere die Gewalt gegen die israelische Zivilbevölkerung. Die SVP Schweiz forderte auf X, dass Pro-Palästinenser-Demonstrationen „sofort zu verbieten“ seien. Die Demonstrationsfreiheit dürfe nicht für Antisemitismus und die Verherrlichung von Terror missbraucht werden.

(text:sda/bild:beo)