Simmental schon in der Bronzezeit erstaunlich belebt
Das Simmental war in der Steinzeit und der Bronzezeit erstaunlich belebt. Das zeigen mehrere neue archäologische Funde bei Boltigen. Die Entdeckungen gelangen dank einer engen Zusammenarbeit des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern mit Ehrenamtlichen sowie mit Forschenden der Universität Bern.
Dank des unermüdlichen Einsatzes eines ehrenamtlichen Mitarbeiters des Archäologischen Dienstes sind im Simmental 3900 Jahre alte Spuren aus der Bronzezeit entdeckt worden. Ulrich Erb hat im sogenannten Chuttlerenwald bei Boltigen systematisch Maushügel, Erosionshalden und Wurzelstöcke abgesucht und dabei Hunderte von Keramikscherben und Knochen geborgen. Zu den Gegenständen gehört neben Steinwerkzeugen auch der äusserst seltene Fund eines Kupferbarrens. Am Ort der Funde könnte eine ausgedehnte Siedlung oder ein kultischer Platz (Opfer- oder Bestattungsplatz) gewesen sein. Einen Felsüberhang an der Südflanke der Geländeerhebung, wo die Entdeckungen gemacht wurden, nutzten die Menschen in der Zeit um 1800 v. Chr. als Bestattungsplatz, wie Knochen eines Kleinkindes nahelegen.
Bei Begehungen auf der Berner Seite des Jaunpasses stellte der ehrenamtliche Mitarbeiter noch ältere Gegenstände fest: Die dort gefundenen Steingeräte stammen aus der Mittelsteinzeit und sind etwa 9500 Jahre alt. Damals waren die Menschen nicht sesshaft und betrieben noch keine Landwirtschaft. Sie lebten von der Jagd und vom Sammeln.
Im Rahmen eines Forschungsprojektes des Instituts für Archäologische Wissenschaften der Universität Bern wurden im vergangenen Herbst bei einem anderen Felsüberhang Sondierungen durchgeführt. Die Fundstelle liegt am Fuss einer steilen Felswand unterhalb des Jaunpasses und war bis anhin nicht bekannt. Zwei kleine Sondierschnitte erbrachten den Nachweis einer Nutzung in der Urgeschichte. Das spärliche Fundmaterial umfasst neben Holzkohle und Knochenfragmenten einige Feuersteingeräte. Diese belegen ebenfalls, dass der Ort in der mittleren Steinzeit um 6000 v. Chr. begangen wurde. Die Gegenstände wurden aus Radiolarit gefertigt. Dieses Gestein eignet sich gut für Werkzeuge und kommt in der Region häufig vor. In diesem Jahr sind weitere Sondierungen im Simmental vorgesehen. Sie versprechen neue Informationen über die steinzeitliche Siedlungsgeschichte.
(text:pd/bild:zvg)