15 Januar 2024

Selenskyj in Bern: Alles andere als «Courant Normal»

Es war ein grosser Tag für die Berner Sicherheitskräfte. Gleich zwei hochrangige Staatsbesuche standen am Montag auf dem Programm. Einerseits besuchte der chinesische Regierungschef Li Qiang die Bundesstadt, andererseits reiste der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj an. Um den grossen Sicherheitsanforderungen gerecht zu werden, war die Mehrheit der Berner Polizeiwachen am Montag geschlossen.

Damit wurde sichergestellt, dass die Kantonspolizei genügend Personal für die Einsätze, aber auch für die polizeiliche Grundversorgung im Kanton zur Verfügung hat, erklärt Polizeisprecherin Isabelle Wüthrich auf Anfrage. So waren am Montag nur die Wachen in Bern-Waisenhaus, Biel, Moutier, Interlaken und Thun geöffnet. Der heutige Tag habe schon eine Mehrbelastung für die Mitarbeitenden der Kantonspolizei bedeutet, so Wüthrich weiter. Weil die Bundesstadt aber im Kanton Bern liege, sei die Kapo sich Einsätze bei Staatsbesuchen aber grundsätzlich gewohnt.

Ein solcher Staatsbesuch bedeute für die Sicherheitskräfte im Kanton Bern stets einen grossen Aufwand, erklärt der kantonalbernische Sicherheitsdirektor Philippe Müller, solche Besuche würden jeweils auch sehr kurzfristig angekündet.

Mehrere Hundert Polizistinnen und Polizisten standen am Montag im Einsatz, aber auch Sperzialist*innen in den Bereichen Cybersicherheit, Drohnen, ABC-Waffen und Sprengstoff, Scharfschütz*innen, Personenschutz und Spürhunde.

Wolodymyr Selenskyj gehört zu den gefährdetsten Personen der Welt. Dementsprechend aussergewöhnlich sei die Situation, so Müller. Die Schweiz und der Kanton Bern seien völkerrechtlich verpflichtet, Staatsbesuche zu schützen und im Falle von Selenskyj handle es sich um eine ausserordentlich gefährdete Person.

Auch wenn sich die Bundesstadt Staatsbesuche gewohnt sei, der Besuch Selenskyjs sei alles andere als Courant Normal, so Müller. Schon nur aufgrund des Aufwandes: Es erfordere die Zusammenarbeit mit Armee, Nachrichtendienst und der Bundespolizei Fedpol. Es sei dann „auch gut“, wenn Selenskyj weitergereist sei, fügt Müller an, aber solche Schutzmassnahmen gehörten auch zum Aufgabenbereich der Berner Kantonspolizei.

Müller hat Selenskyj am Montag zusammen mit dem Berner Stadtpräsidenten und dem Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause am Flughafen Bern-Belp in Empfang genommen.

Der ukrainische Präsident traf sich danach in Bern mit der Ständeratspräsidentin Eva Herzog (SP-BS) und Nationalratspräsident Eric Nussbaumer (SP-BL), bevor er beim Landgut Lohn in Kehrsatz von Bundespräsidentin Viola Amherd mit militärischen Ehren empfangen wurde. Geplant ist, dass Selenskyj weiter zum WEF in Davos GR reist.

(text:csc/bild:keystone)