24 Februar 2022

Schweizer Touristiker müssen noch länger auf Überseegäste warten

Die Schweizer Tourismusbranche ist auf Erholungskurs. Schon für das kommende Jahr erwartet der Direktor von Schweiz Tourismus, Martin Nydegger, dass die Zahl der europäischen Gäste wieder das Vorkrisenniveau erreicht. Bei den Gästen aus Übersee dürfte die Rückkehr allerdings noch etwas länger andauern.

„Bei den Überseemärkten werden wir vermutlich bis 2025 warten müssen“, sagte er am Donnerstag an der Jahresmedienkonferenz von Schweiz Tourismus. Ein Grund dafür ist, dass der internationale Reiseverkehr vielerorts noch immer eingeschränkt ist. Zudem sind wichtige Märkte, wie etwa die USA, noch immer auf der Liste der Risikoländer. Amerikaner können also aktuell nur mit Zertifikat in die Schweiz einreisen.

Obwohl die Zahl der Hotelübernachtungen von Gästen aus anderen Kontinenten 2021 gegenüber 2020 zugenommen hat, war sie im Vergleich zu den Zahlen, die man sich vor der Krise gewohnt war, noch immer extrem tief. Die Schweizer Tourismusbetriebe haben vergangenes Jahr 80 Prozent weniger Übernachtungen von Gästen aus Übersee verzeichnet als vor der Pandemie.

Die Zahl der Logiernächte europäischer Gäste lag im Berichtsjahr noch 50 Prozent unter dem Vorkrisenniveau. „Dass wir insgesamt aber ’nur‘ einen Rückgang von einem Viertel verzeichneten, liegt daran, dass 2021 so viele Schweizer wie noch nie im eigenen Land Ferien machten“, sagte Nydegger.

Die Zahl der Hotelübernachtungen, die auf das Konto von inländischen Gästen ging, nahm gemäss den ebenfalls am Donnerstag veröffentlichten Zahlen des Bundesamtes für Statistik um einen Viertel zu und überschritt erstmals die Grenze von 20 Millionen. Selbst gegenüber 2019 entspricht das einer Steigerung um 17 Prozent.

Doch diese Dynamik dürfte im aktuellen Jahr wieder abflachen, wie Nydegger sagte. „Wir gehen davon aus, dass die Zahl 2022 noch zwischen 5 und 8 Prozent höher ausfallen dürfte als im bereits sehr guten 2019.“

Aber 2021 habe erneut gezeigt, dass die Schweizer gerne ihr Heimatland entdecken. Besonders erfreulich findet Nydegger, dass der Austausch über den Röstigraben hinweg stattgefunden habe. „Die Gäste aus der Westschweiz reisten in die Deutschschweiz und umgekehrt“, sagte er.

Dass vor allem Schweizer Gäste im Inland reisten, heisst aber auch, dass die Stadthotels nach wie vor viel mehr zu leiden hatten als die Unterkünfte auf dem Land. Denn die Einheimischen reisten bevorzugten Ferien in den Berge oder in der Natur als in den Städten.

Aber auch weil Geschäftsreisen nach wie vor rar sind, sind die Stadthotels die grossen Verlierer in der Coronakrise. Während Nydegger für Touristenreisen sehr zuversichtlich ist, geht er beim Business-Tourismus davon aus, dass dieser das alte Niveau nie mehr erreicht.

„Kongresse, Seminare und Meetings machen uns keine Sorgen, sie werden auch in Zukunft stattfinden“, sagte er. Aber individuelle Geschäftsreisen – also zum Beispiel einzelne Kundenberater oder Verkäufer, die für den Job herumreisen – würden nicht mehr auf das alte Niveau zurückkehren. Hier rechnet Schweiz Tourismus mit einem Rückgang von 20 bis 30 Prozent.

(text:sda/bild:pixabay)