8 September 2021

Thun: Erste Verkehrs-Massnahmen schon im Herbst

Am 30. August 2021 führten der Kanton Bern und die Stadt Thun den dritten Runden Tisch zum Thuner Innenstadtverkehr durch. Im Zentrum stand das Thema «Verkehrsverflüssigung und Stauverminderung» mit Fokus auf das rechte Thunerseeufer. Die 20 Delegierten bereinigten und verabschiedeten zunächst die Ziele betreffend Verkehrsverflüssigung: An der Entlastung der zwei aarequerenden Achsen wird festgehalten. Die angestrebte Entlastung vom motorisierten Verkehr wurde im 2018 mit der Inbetriebnahme des Bypass Thun Nord und dem Einbahnregime in der Innenstadt erreicht. Zwischen Restaurant Chartreuse in Hünibach und Berntor in Thun sollen werktags die Reisezeiten für den Autoverkehr und die Fahrplantreue der Busse stabilisiert werden. An den Wochenenden heisst das Ziel, den Ausweichverkehr von der A8 an das rechte Seeufer zu vermindern und die Wohnquartiere vor Ausweichverkehr zu schützen. Auch das Schwäbis-Quartier soll besser vor Durchgangsverkehr geschützt werden. Auf dem Aarequai wird eine bessere Koexistenz von Fuss- und Veloverkehr angestrebt.

Verkehrsabhängig eingesetzte Massnahmen im Vordergrund

Die Delegierten diskutierten zudem eingehend erste Massnahmen zur Erreichung dieser Ziele und gaben entweder grünes Licht zu einer vertieften Abklärung oder verwarfen Vorschläge, die nicht zielführend oder kaum durchsetzbar erscheinen. Das beauftragte Planungsbüro wird in den kommenden Wochen verschiedene Massnahmen weiterentwickeln. So wird geprüft, ob die Knoten Lauitor, Schlossberg und Berntor mit Lichtsignalanlagen ausgestattet werden könnten, die bei Staugefahr den Verkehr vom rechten Seeufer bevorzugen. Auch der zeitlich begrenzte Einsatz von Tempo 30 bei Verkehrsüberlastung am rechten Seeufer soll – ähnlich wie die Temporeduktionen auf der Autobahn – als Mittel zur Verflüssigung des Verkehrs geprüft werden. Dasselbe gilt für dynamische Reisezeitinformationen auf Anzeigetafeln an der A8, welche die Autobahn als schnellste Verbindung ausweisen, sowie die Dosierung des Ausflugsverkehrs von Unterseen in Richtung rechtes Seeufer mittels einer Lichtsignalanlage, die bei Anzeichen einer Verkehrsüberlastung am rechten Seeufer den Verkehr kurzzeitig zurückhält.

Auch Massnahmen für den öV und den Veloverkehr in Prüfung

Zur Verbesserung der Fahrplanstabilität des öV werden ebenfalls dynamische Massnahmen geprüft, etwa verkehrsmengengesteuerte Lichtsignalanlagen bei den Haltestellen am rechten Seeufer. Während Staus könnte der motorisierte Individualverkehr beim Halt eines Busses zurückgehalten werden, so dass der Bus nicht überholt wird und nicht in der Kolonne zurückfällt. Umstritten unter den Delegierten war die Einführung einer baulichen oder elektronischen Busspur im Abschnitt Seematte – Bächimatte resp. Bächimatte – Casino. Beide Massnahmen werden weiter geprüft, kommen aber höchstens in zweiter Priorität in Frage. Prüfenswert erscheinen den Delegierten zudem Massnahmen für eine bessere Koexistenz und Nutzbarkeit des Aarequais für den Veloverkehr sowie als längerfristige Option eine neue Aarebrücke im Bereich Thunerhof – Panoramastrasse für den Fuss- und Veloverkehr.

Klar nein sagten die Delegierten zur Dosierung der Ausfahrten aus den Quartieren des rechten Seeufers auf die Staatsstrasse, zur Umwandlung aller Buchthaltestellen am rechten Seeufer in Fahrbahnhaltestellen, zu einem Rufbussystem (Bus auf Bestellung) für die Quartiere am Hang, zum Pendlerschiff, zu einer Autofähre über den Thunersee sowie zu Massnahmen, die beträchtliche Umwege verursachen. Insgesamt wurde klar: Den Befreiungsschlag mit einer einzelnen Massnahme gibt es nicht. Zur Stauverminderung und Optimierung des Verkehrsflusses braucht es die Summe verschiedener Massnahmen. Angestrebt wird zudem, beim Schlossbergkreisel, der den Rückstau auf der Hofstettenstrasse am häufigsten auslöst, möglichst bald mit provisorischen Massnahmen eine Verbesserung zu erzielen.

Der nächste Runde Tisch findet Ende September statt. Dann werden sich die Delegierten insbesondere über Massnahmen zum Schutz der Quartiere und im Bereich Raumplanung beugen und die Ergebnisse der Vertiefung diskutieren. Noch vor den Herbstferien soll damit Klarheit über die Umsetzung erster Massnahmen geschaffen werden – die Umsetzung von ersten Massnahmen soll direkt im Anschluss geschehen, sagt der Thuner Bauvorsteher Konrad Hädener zu Radio BeO.

(text:pd&og/bild:beo)