Regierung, Parteien und Verbände kämpfen gegen sinkende Impfquote
Inmitten einer sinkenden Impfbereitschaft haben Behörden, Parteien und Verbände am Montag die nationale Impfwoche lanciert. Sie alle sind überzeugt: Der einzige Ausweg aus der Pandemie ist die Impfung.
Den Auftakt machten alle sieben Bundesrätinnen und Bundesräte mit Videobotschaften. Darin betonten sie, dass die Impfung neben dem Selbstschutz auch ein Zeichen der Solidarität mit den Schwächsten sei, das gesellschaftliche Leben wieder normalisieren und der Pandemie endlich ein Ende bereiten könne.
Später meldeten sich die Präsidentinnen und Präsidenten der grössten Parteien ausser der SVP zu Wort. Sie schrieben, sie wollten mit dem überparteilichen Aufruf öffentlich aufzeigen, dass sich die Ängste vor der Impfung „als unbegründet herausgestellt“ hätten. Gewerkschaften und Arbeitgeber ihrerseits argumentierten, dass mit einer höheren Impfrate auch ein weiterer Lockdown verhindert und so Arbeitsplätze gesichert werden könnten.
Angesichts der sinkenden Impfkadenz erscheint die Impfoffensive bitter nötig, um das angestrebte Ziel zur Aufhebung der geltenden Schutzmassnahmen zu erreichen: nämlich eine Quote von 80 Prozent bei den 18- bis 65-Jährigen und von 93 Prozent bei den über 65-Jährigen.
Vollständig geimpft sind in der Schweiz zurzeit erst 66 Prozent der Gesamtbevölkerung, 74 Prozent der 16- bis 64-Jährigen und 88 Prozent der über 65-Jährigen. Die Impfkadenz sank im Vergleich zur Vorwoche sogar um 22 Prozent. Pro Tag liessen sich letzte Woche durchschnittlich gerade noch 11’225 Personen impfen.
Mit der nationalen Impfwoche unter dem Motto „Jede Impfung zählt“ soll nun die nicht-immunisierte Bevölkerung davon überzeugt werden, dass die Impfung sicher und ein baldiges Ende der Pandemie nur über eine hohe Quote zu erreichen ist. Im Zürcher Hauptbahnhof eröffneten dazu Gesundheitsdirektorin Nathalie Rickli und Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh ein „Impfdorf“.
Zweifel an einem möglichen Erfolg der Kampagne kamen nicht zuletzt auf, nachdem bekannt wurde, dass die Kantone nur einen kleinen Teil der vom Bund zur Verfügung gestellten 96 Millionen Franken beantragt hatten. Mittlerweile sind es insgesamt 20 Millionen, wie das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit (BLV) am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte.
Der Betrag werde sich aber sicher noch erhöhen, denn es seien weitere Massnahmen zur Prüfung vorgelegt worden. Ausserdem hätten die Kantone viele Massnahmen umgesetzt, die weniger Kosten verursachten als ursprünglich angenommen.
Bundespräsident Guy Parmelin zeigte sich jedoch am Montag auf dem Bundesplatz optimistisch, dass die Impfoffensive erfolgreich sein wird. Er sei sicher, dass sich viele Menschen über die Impfung informieren und dann den Schritt wagen würden. „Jetzt ist die Zeit, um zu sagen: Ich lasse mich impfen – für die Familie, für das Land, für die Personen, die in den Spitälern arbeiten“, sagte Parmelin.
Die Künstlerinnen und Künstler, die an den Openair-Konzerten im Rahmen der Impfwoche teilnehmen, seien sehr motiviert. Und auch in den Kantonen seien viele originelle Initiativen geplant. „Jede Impfung zählt“, sagte Parmelin. Alternativen sehe er keine: „Nur die Impfung kann uns aus der Pandemie helfen“.
Die epidemiologische Lage präsentierte sich derweil durchzogen: Schweizweit stiegen die Fallzahlen im Vergleich zur Vorwoche um 46 Prozent an. In Graubünden erreichten sie sogar das Niveau von Anfang November 2020.
Doch gleichzeitig sanken die Hospitalisierungen am Wochenende im Vergleich zur Vorwoche um 30 Prozent. Auch die Situation auf den Intensivstationen präsentierte sich mit einer Auslastung von 73,9 Prozent mit 14 Prozent Covid-19-Patienten noch nicht besorgniserregend.
(text:pd/bild:unsplash)