
Präventive Abschüsse bremsen laut Bund Wachstum des Wolfsbestands
Das schnelle Wachstum des Wolfsbestands in der Schweiz ist laut dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) dank präventiven Abschüssen gebremst worden. Das schreibt das Bafu in einem Bericht, in dem es die bisherigen zwei Phasen mit präventiven Wolfsabschüssen in der Schweiz auswertet.
Ende Januar dieses Jahres habe es in der Schweiz 36 Rudel gegeben – 25 Schweizer und elf grenzüberschreitende Rudel, steht im Bericht, der am Dienstag veröffentlicht wurde. Das ist ein Rudel mehr als zu Beginn der ersten Phase der präventiven Wolfsabschüsse Anfang Dezember 2023.
Zuvor war die Zahl der Wolfsrudel in der Schweiz von Jahr zu Jahr stark angestiegen, wie eine im Bericht abgebildete Grafik zeigt. Noch im Jahr 2016 waren in der Schweiz nur zwei Schweizer und ein grenzüberschreitendes Rudel festgestellt worden. Die Grafik zeigt, wie die Wachstumskurve am Schluss abflacht.
Das Bafu schreibt weiter, die Zahl der Nutztierrisse liege heute nach einer Spitze von 2022 nun wieder auf dem Niveau von 2021, als der Wolfsbestand in der Schweiz bei zehn bis fünfzehn Rudeln lag. Diesen Umstand führt das Bafu auch auf höhere finanzielle Mittel für den Herdenschutz zurück.
Die eidgenössischen Räte beschlossen im Dezember 2022, das Jagdgesetz zu lockern und die präventive Regulierung des Wolfsbestands einzuführen. Die erste Regulierungsphase dauerte von Dezember 2023 bis Ende Januar 2024.
Von Anfang September 2024 bis Ende Januar dieses Jahres hatten die Kantone zum zweiten Mal Gelegenheit, Wölfe abschiessen zu lassen, bevor sie Schäden anrichten. Die Kantone mussten dafür beim Bafu Gesuche zur Regulierung der Wolfsrudel einreichen.
2023/2024 stimmte das Bafu gemäss einer Mitteilung vom Dienstag dem Abschuss von insgesamt rund hundert Wölfen zu. Die Kantone erlegten bis Ende März 2024 55 Wölfe – 38 präventiv und 17 Wölfe reaktiv. Mit reaktiven Abschüssen ist gemeint, dass es Tiere sind, die vor dem Abschuss Schaden anrichteten.
Für die Zeit von September 2024 bis Ende Januar dieses Jahres bewilligte das Bafu den Abschuss von rund 125 Wölfen. Tatsächlich wurden 92 Wölfe präventiv abgeschossen und kein einziger reaktiv.
In beiden Regulierungsphasen wurden zwölf respektive dreizehn Rudel als unauffällig eingestuft, und es gingen keine Abschussgesuche der Kantone ein. Im vergangenen Winter lehnte das Bafu ein Gesuch um proaktive Teilregulierung eines Rudels ab.
Im Bericht ist auch die Rede von Fehlabschüssen. So wurde 2023 ein Herdenschutzhund abgeschossen, und im Jahr 2024 wurden drei Luchse getötet. Zudem wurden zwei Mal Wolf-Elternteile abgeschossen, welche für den Abschuss nicht freigegeben worden waren.
Das Bafu wertet dies als kleine Zahl von Fehlabschüssen. Die Kantone gingen mit der gebotenen Sorgfalt vor. In diesem Jahr wurden laut Bafu in der Schweiz 320 Wölfe nachgewiesen, nach 314 am Ende der ersten Regulierungsperiode 2023/2024.
Das Fazit des Bafu ist gemäss der Mitteilung als Zwischenbilanz zu verstehen: Wie sich die Anzahl Wölfe und Rudel längerfristig weiterentwickelten, werde sich erst nach mehreren Regulierungsperioden zeigen. Auch wie sich die Regulierungen auf das Verhalten der Wölfe auswirkten, lasse sich noch nicht beurteilen.
Klar sei auch, dass ein guter Herdenschutz eine wichtige Stütze des Wolfsmanagements bleibe und helfe, Schäden an Nutztieren zu verhindern. Das Wolfsmanagement bleibe eine Daueraufgabe.
(text:sda/bild:unsplash)