30 März 2021

Polizei räumt Protest-Camp auf Holcim-Gelände in der Waadt

In der Waadt hat die Polizei am Dienstag das von Umweltaktivisten besetzte Holcim-Gelände bei Eclépens und La Sarraz geräumt. Fast alle der rund 200 Aktivistinnen und Aktivisten hatten den Hügel Mormont am Abend verlassen.

Ein rundes Dutzend Personen sei noch auf dem Gelände, hiess es am Abend. Sie hätten sich auf das Dach des Hauses zurückgezogen, das den Besetzern des Mormont als Hauptquartier diente. Laut der Polizei war die Räumung ohne grössere Zwischenfälle verlaufen. Diese hatte am frühen Dienstagmorgen begonnen und war am Abend noch im Gang.

Zur Anzahl der ausgerückten Polizeikräfte machte die Polizei an einer Medienkonferenz am Abend keine Angaben. Wie ein Keystone-SDA-Reporter vor Ort beobachtete, waren ungefähr 150 Polizisten in Kampfmontur bei der Evakuierung des besetzten Hauses auf dem bewaldeten Hügel im Einsatz.

Um die Mittagszeit gab es allerdings einzelne Konfrontationen, als Aktivisten Steine und Pyrotechnik-Geschosse in Richtung der Polizei warfen und diese mit Tränengas und Gummischrot antwortete. Die Polizei musste Barrikaden und Hindernissen wegräumen. Am Abend lagen Dutzende verlassene Zelte, Spruchbänder und viel Müll auf dem Hügel.

„Die Situation macht Angst, aber wir wollen so lange wie möglich standhalten“, sagte eine Aktivistin auf dem Gelände vor der Evakuierung. Die Aktivisten sangen, tanzten oder sie prangerten Holcim mit geschrienen Slogans an.

Polizeikommandant Jacques Antenen sprach am Abend an einer Medienkonferenz von einer „sehr grossen Intervention“. Die Polizei sei sehr besorgt gewesen, keine Aktivisten zu verletzen. Allerdings habe eine Minderheit von ihnen „unsinnige Aktionen“ begangen.

Die Waadtländer Regierungsrätin und Umweltdirektorin Béatrice Métraux (Grüne) bedauerte vor den Medien, dass die Aktivisten nicht freiwillig abgezogen seien. Sie sicherte ihnen aber zu, dass der Staatsrat ihre Sorgen aufnehme. Die Kantonsregierung hatte drei Beobachter geschickt, um die Räumung mitzuverfolgen.

Bis zum frühen Abend hatte die Polizei 29 Personen angehalten und deren Identität überprüft. Zwölf von ihnen wurden in Gewahrsam genommen. Die übrigen waren wieder frei, 13 von ihnen mussten aber mit einer Anzeige rechnen. Ein Polizist wurde leicht verletzt.

Die Aktivisten wollten auf dem Mormont das Ökosystem vor der Zerstörung durch den Zementkonzern Holcim schützen. Holcim betreibt am Mormont einen Steinbruch und will ihn vergrössern. Allerdings muss das Unternehmen dafür zuerst einen Bundesgerichtsentscheid abwarten.

Holcim baut seit 1953 am Mormont Gestein ab und betreibt vor Ort eine Zementfabrik. Im Juli 2020 hatten Nichtregierungsorganisationen beim Bundesgericht Einspruch gegen die Ausbaupläne des Zementkonzerns eingereicht. Der Kanton hiess den Ausbau bereits gut.

Sowohl Holcim als auch die Gemeinde La Sarraz leiteten rechtliche Schritte ein, um die Aktivisten und Aktivistinnen zu vertreiben. Diese versuchten, in Berufung zu gehen, jedoch ohne Erfolg, was den Weg für die Räumung ebnete.

In den vergangenen Tagen hatten die Aktivisten dazu aufgerufen, dass sich ihnen so viele Menschen wie möglich anschliessen sollten. Um der Polizei die Arbeit zu erschweren, errichteten sie ausserdem Barrikaden und Baumhütten und hängten Hängematten in die Bäume.

Die Unterstützung für die Aktivisten hatte sich in den letzten Tagen vervielfacht. So demonstrierten am vergangenen Freitag in Lausanne mehr als 1000 Personen für das Anliegen. Auch die Politik hat sich mobilisiert: Im Grossen Rat wurde eine Motion eingereicht. Zudem wurde ein offener Brief, der von fast 130 Mandatsträgern unterzeichnet wurde, an die Waadtländer Regierung geschickt.

(text:sda / bild:pixapay)