3 Juli 2023

Personalmangel in der Berner Holzwirtschaft

Allgegenwärtiger Personalmangel

Nicht glücklich über das nasse Frühlingswetter sind die Forstunternehmer. Sie konnten nicht alles Holz nicht zeitgerecht aus dem Wald heraus transportieren. Sorgen bereitet ihnen aber vor allem der Personalmangel – ein Thema, das sich quer durch die Branche zieht. Bei den Sägern gibt es beispielswiese schweizweit nur rund 20 Jugendliche, die nach den Sommerferien mit der dreijährigen Ausbildung zum neuen Beruf «Holzindustriefachleute EFZ» starten. Laufend getätigte oder angekündigte Investitionen in Kapazitätssteigerungen zeigen, dass die Holzindustrie optimistisch in die Zukunft blickt, auch wenn der Preis- und Importdruck wieder zugenommen hat. Inflation und Zinspolitik im angrenzenden Ausland führen dort zu einer rückläufigen Bautätigkeit, was Überkapazitäten der Holzindustrie zur Folge hat. Daher sind die inländischen Preise unter Druck, die Auftragslage kurzfristig und die Fertigwarenlager voll.

Die Schreiner und Holzbauer hingegen bewerten ihre Auftragslage als sehr gut bei gutem und stabilem Preisniveau. Bei den Schreinern hat der Bereich Möbel und Innenausbau etwas an Auftragsvolumen gegenüber den Bauschreinerarbeiten (Fenster) eingebüsst. Dies zeigt, dass der energetischen Sanierung von Gebäuden die grössere Priorität eingeräumt wird als beispielsweise einer neuen Küche. Bei den Holzbauern hat sich der Schwerpunkt ebenfalls Richtung Sanierung und Umbau verschoben. Trotz zufriedenstellenden Lehrlingszahlen klagen auch Schreiner und Holzbauer über Fachkräftemangel in allen Arbeitnehmerkategorien, was zu Überlastungen in den Betrieben führt.

Neue Fachkräfte gewinnen

Das Departement Architektur, Holz und Bau der Berner Fachhochschule (AHB) bildet jährlich zwischen 40 und 50 Bachelor of Science Holztechnik (Holzingenieurinnen und Holzingenieure) aus. Mit verstärkter Kommunikation soll versucht werden, die Studierendenzahlen zu erhöhen, denn auch hier ist der Bedarf gross, wie etwa der Bieler Unternehmenstag gezeigt hat: 80 Aussteller (und somit interessierte Firmen) buhlen um 40 Studierende. Die Holzbau-Ingenieurbüros, die momentan ebenfalls eine gute Auslastung bei hohem Auftragsvorrat verzeichnen, behelfen sich teilweise mit ausländischen oder branchenfremden Mitarbeitenden, was aber langwierige Einarbeitungsprozesse zur Folge hat. Auch Technikerinnen und Techniker, sowie Holzbauzeichnerinnen und Holzbauzeichner sind gesucht, aber ebenfalls nicht ausreichend verfügbar.

Beim Energieholz sind die Preise saisonbedingt europaweit wieder gesunken, eine saisonale Sättigung ist eingetreten und die Lager sind insbesondere bei Pellets voll. Ein Anstieg der Preise wird erst wieder auf den Herbst erwartet. Kritisch betrachtet wird in einzelnen Regionen die Verfügbarkeit von Hackschnitzeln ab Herbst. Allgemein stellt sich die Frage, wie das noch verfügbare Energieholz besser genutzt werden kann, resp. wie Waldbesitzende zum Holzschlagen animiert werden können. Über das Waldenergieholzpotenzial im Kanton Bern informiert eine aktuelle Studie der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL im Auftrag des Amtes für Wald und Naturgefahren Kt. Bern AWN, die Mitte Mai präsentiert worden ist (2). Weiter informiert das Amt über ihre Absicht, Massnahmen zur Steigerung der Akzeptanz zur Waldbewirtschaftung zu ergreifen und insbesondere bei Holzschlägen in urban geprägten Regionen vorab breiter zu informieren.

(text:pd&awe/bild:archiv)