11 Oktober 2023

Notstandsregierung in Israel gebildet- Aussmass des Hamas-Terrors wird immer deutlicher

Eine israelische Bodenoffensive in den von der islamistischen Hamas beherrschten Gazastreifen wird wahrscheinlicher. Angesichts des Angriffs von Hamas-Terroristen mit mindestens 1200 Toten und rund 3000 Verletzten haben Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Oppositionspolitiker Benny Gantz am Mittwoch eine Notstandsregierung verabredet.

Nach dem Angriff hatte Netanjahu schon am Samstag der Opposition den Eintritt in eine Notstandsregierung angeboten. Unklar war, ob auch Oppositionsführer Jair Lapid dort eine Rolle spielen will. Eine Notstandsregierung gilt als politische Voraussetzung, um weitreichende militärische und politische Entscheidungen – wie eben eine militärisch riskante Bodenoffensive – zu treffen.

Hamas-Terroristen hatten unter Zivilisten in Grenzorten und auf einem Musikfestival das schlimmste Blutbad in der israelischen Geschichte angerichtet. Auch am Mittwoch kämpfte Israels Armee im Süden weiter gegen Terroristen. In der Nähe des Kibbutz‘ Zikim hätten Soldaten drei Militante getötet, teilte Armeesprecher Daniel Hagari mit. Die israelischen Luftangriffe auf den dicht besiedelten Küstenstreifen gingen weiter.

Der Sprecher der israelischen Armee, Jonathan Conricus, betonte, die Kämpfe würden in den kommenden Tagen noch intensiver werden. Die Bilder aus dem Gazastreifen würden dann noch schwieriger zu verstehen und zu ertragen sein.

Schon jetzt sind Aufnahmen von dem Leiden der Zivilbevölkerung und den massiven Zerstörungen durch israelische Luftangriffe in dem nur 40 Kilometer langen sowie zwischen sechs und zwölf Kilometer breiten Küstenstreifen zu sehen.

Die Zahl der bei Luftangriffen Israels im Gazastreifen getöteten Palästinenser stieg auf mindestens 1100. Mehr als 5300 weitere Menschen seien verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium in Gaza mit.

Ausmass der Hamas-Verbrechen an Zivilisten wird immer deutlicher

Tage nach dem Überfall der Hamas-Terroristen werden immer neue Gräueltaten bekannt. In dem nur zwei Kilometer vom Grenzzaun entfernten Kibbutz Kfar Aza ermordeten Bewaffnete aus dem Küstenstreifen am Samstag nach offiziellen Angaben eine grosse Zahl der Bewohner, darunter auch Kinder, in ihren Häusern. Im Fernsehen waren grauenvolle Bilder zu sehen. Israelische Soldaten bargen aus den zum Teil niedergebrannten Wohnhäusern Leichen. Im Gelände lagen Leichen von Hamas-Terroristen, die erst bis Dienstagmorgen niedergekämpft werden konnten.

Ägypten sichert UN Nutzung von Grenzübergang nach Gaza zu

Ägypten sicherte den Vereinten Nationen die Öffnung seiner Grenze nach Gaza für humanitäre Hilfslieferungen zu. Auch der nahe dem Übergang Rafah gelegene Flughafen in Al-Arisch auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel könnte genutzt werden, sagte UN-Sprecher Stephane Dujarric in New York. Rafah ist der einzige Grenzübergang vom Gazastreifen nach Ägypten. Alle anderen Grenzübergänge gehen nach Israel. Zuletzt waren sämtliche Übergange geschlossen. Israel verhängte eine Blockade über das Gebiet. Im Gazastreifen leben rund 2,3 Millionen Palästinenser.

Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell warf der Regierung in Jerusalem vor, mit Massnahmen wie der Unterbrechung der Wasserversorgung, der Stromversorgung und der Nahrungsmittelversorgung für den Gazastreifen gegen das Völkerrecht zu verstossen.

Nach Angaben des UN-Nothilfebüros OCHA flohen bisher etwa 264 000 Menschen innerhalb des von Israel sowie Ägypten abgeriegelten Gazastreifens. Wie die Hilfsorganisation in Genf weiter mitteilte, sind die Vertriebenen in Schulgebäuden, bei Verwandten oder Nachbarn untergekommen.

(text:sda/bild:keystone)