Niederschläge der vergangenen Tage sorgen kaum für Entspannung
Die Niederschläge in der Schweiz in den vergangenen Tagen haben die grosse Trockenheit in der Schweiz kaum zu mildern vermocht. Damit sich die Situation nachhaltig entspannt, bräuchte es noch viel mehr Regen- und Schneetage.
Die Regenfälle haben zwar die Niedrigwassersituation in den Gewässern zumindest kurzfristig etwas entspannt, wie die Abteilung Hydrologie des Bundesamts für Umwelt (Uvek) am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte. Es sei aber davon auszugehen, dass die Wasserpegel rasch wieder fallen würden.
Darauf weist auch Massimiliano Zappa, Hydrologe bei der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) im Gespräch mit Keystone-SDA hin. Wenn es stellenweise wieder 20 Grad warm werde und wieder zehn Tage ohne Regen folgen würden, bliebe von den Niederschlägen nicht mehr viel übrig. Es bräuchte noch etwa 30 bis 35 weitere Tage mit Niederschlag, damit sie die Situation nachhaltig entspanne, sagte Zappa. Die Niederschläge der vergangenen Tage seien aber ein Schritt in die Richtung gewesen.
Im Tessin etwa habe die Waldbrandgefahr etwas herabgestuft werden können. Und auch in den Bergen hat es teilweise viel Schnee gegeben. Besonders das Wallis sei von den Niederschlägen bevorzugt behandelt worden, sagte Zappa. Dieser Schnee in den höheren Lagen hilft gemäss den Experten des Uvek im Sinne einer „Pufferwirkung“, das Wasser zu speichern. Es werde erst in den kommenden Tagen und Wochen im Laufe der Schneeschmelze wieder den Gewässern zugeführt.
Die Lage sei aber auch in den Bergen noch nicht wieder im durchschnittlichen Bereich, weil dort ein grösseres Niederschlagsdefizit bestanden habe als im Mittelland, schreiben die Experten weiter. Dies gelte ebenso für das Tessin und Südbünden. Insgesamt hat es gemäss Zappa etwa nur einen Drittel der üblichen Schneemenge. Folglich werde das Wasser wegen der geringeren Abflussmenge in den kommenden Monaten auch in den Flüssen und Seen fehlen.
Die Situation sei daher ein Vorbote eines möglicherweise trockenen Sommers zu verstehen. Es sei daher schon angezeigt, dass sich Behörden und Wasseranbieter jetzt bereits Gedanken darüber machten, was zu tun ist, wenn die Wasserreserven und der Wasserbedarf aus dem Gleichgewicht geraten, sagte Zappa. Die Kantone Tessin, Wallis, Luzern und St. Gallen haben dafür schon Strategien ausgearbeitet.
Im „Wasserschloss Schweiz“ ist das flüssige Gut nicht mehr mit der gleichen Selbstverständlichkeit vorhanden wie in den vergangenen Jahren. Das Wetter, das Klima und der steigende Bedarf der Bevölkerung dürften dazu führen, dass eine solche Knappheit in den kommenden Jahren „keine Überraschung“ mehr sein wird, wie Zappa sagte.
Ein abrupter Wetterumschwung brachte in der Nacht auf Dienstag in Teilen der Schweiz kräftige Gewitter mit Blitzen, Sturm und Starkregen. Es kam teils zu Stromausfällen und Verkehrsbehinderungen. Betroffen war vor allem die West- und die Nordwestschweiz. In Delémont JU gab es gemäss SRF Meteo Böen mit bis zu 125 Kilometern pro Stunde, verbreitet fielen 10 bis 30 Millimeter Niederschlag.
(text:sda/bild:sda)