12 September 2025

Neue Chefs der Armee und des Nachrichtendiensts sind gefordert

Verteidigungsminister Martin Pfister hat mit Armeechef Benedikt Roos und dem Nachrichtendienst-Direktor Serge Bavaud zwei Schlüsselämter in seinem Departement neu besetzt. Die beiden Neuen stehen vor grossen Aufgaben.

Anfang Jahr hatten Armeechef Thomas Süssli und der Nachrichtendienst-Direktor Christian Dussey praktisch gleichzeitig ihre Demission eingereicht. Süssli geht, weil er findet, er habe etliche Ziele erreicht. Dussey nannte die hohen Erwartungen ans Amt und die damit verbundene Belastung als Motiv für den Rücktritt.

Nun hat der neue Verteidigungsminister Pfister seine ersten wichtigen Personalentscheide gefällt. Divisionär Benedikt Roos übernimmt ab Anfang 2026 die Führung der Armee. Botschafter Serge Bavaud wird ab November den Nachrichtendienst leiten.

Es handle sich um „wichtige Ernennungen für die Sicherheit der Schweiz“, sagte Pfister am Freitag in Bern vor den Medien. Beide – also Roos und Bavaud – hätten im Bewerbungsprozess mit Interviews, Assessments und im persönlichen Gespräch mit dem Verteidigungsminister am meisten überzeugt. Roos hatte sich nach eigenen Angaben aktiv auf den Posten beworben. Bavaud war von einer Headhunterfirma ins Spiel gebracht worden.

Der neue Armeechef war über ein Vierteljahrhundert lang Berufsoffizier. Der 60-jährige Berner habe im Bewerbungsverfahren auch mit seiner Ausstrahlungskraft überzeugt, gab der Bundesrat nach der Ernennung bekannt. „Er wird die Armee mit seiner grossen Erfahrung, Verankerung im Korps und seiner Persönlichkeit glaubwürdig vertreten“, sagte Pfister.

Erst vor einem Jahr war Roos zum Kommandanten Heer befördert worden. Davor war er Chef Armeeplanung und verantwortete die militärische Gesamtplanung mit. „Ich kann genau abschätzen, was es in welchen Bereichen braucht“, sagte Roos.

„Bänz“ Roos war im Vorfeld seiner Wahl in Medien als äusserst „gmögig“ bezeichnet worden. Er komme bei der Truppe gut an und pflege einen motivierenden Führungsstil, bestätigten Armeekenner der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. In seinem Vorstellungsvotum berichtete Roos, der in einer ländlichen Berner Gemeinde aufgewachsen war, von seiner frühen Faszination für die Schweizer Armee.

Roos erbt von seinem Vorgänger zahlreiche offene Dossiers. Bei mehreren grossen Rüstungs- und Informatikprojekten drohen Verzögerungen und Mehrausgaben – Stichwort F-35, Stichwort Drohnen. Auch muss sich die Armee verstärkt der Bekämpfung von Diskriminierung und sexualisierter Gewalt annehmen, wie eine kürzlich veröffentlichte Studie offenbarte.

Er wolle auf die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit fokussieren, sagte Roos. Die Linien für die Zukunft habe sein Vorgänger vorgezeichnet. Nun gehe es darum, diese zu priorisieren und umzusetzen.

Es seien in der Vergangenheit Fehler gemacht worden, sagte Roos – ohne konkrete Beispiele zu nennen. Künftig sei es wichtig, sich zu Beginn von grossen Projekten etwas mehr Zeit zu nehmen. „Entscheidend ist, dass der erste Knopf ins richtige Knopfloch kommt.“ Zudem müssten die definierten Ziele umsetzbar sein.

Auch beim Nachrichtendienst des Bundes (NDB) brodelt es. Der abtretende Chef sprach bei der Ankündigung seines Rücktritts Anfang dieses Jahres von „explodierenden Ansprüchen“. Auch intern ist das Klima angespannt. Wiederholt wurden schlechte Ergebnisse von Mitarbeitendenbefragungen publik.

Nach einer Übergangszeit von zwei Monaten wird der bisherige NDB-Chef Ende Jahr definitiv abtreten. Das ist drei Monate früher als geplant. Im Februar war noch von einem Austritt im März 2026 die Rede. Laut Pfister verzichtet Dussey auf eine Abgangsentschädigung.

Der neue NDB-Chef Bavaud hat eine bewegte Karriere hinter sich. Erst im Juni wurde er vom Bundesrat zum Botschafter in Algerien ernannt. Diese Stelle wird er nun nicht antreten. Stattdessen bleibt er bis zu seinem Amtsantritt Leiter des Krisenmanagement-Zentrums (KMZ) im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA).

Er habe die Koffer für seinen Posten in Algier schon vorbereitet gehabt, sagte Bavaud. Der Posten als NDB-Chef sei für ihn aber eine „einzigartige Gelegenheit, zu handeln und innovativ zu sein“.

Pfister strich Bavauds grossen Leistungsausweis in der Bundesverwaltung und im diplomatischen Dienst heraus. Bavaud hat eine langjährige Laufbahn im Verteidigungsdepartement und im EDA hinter sich.

Beim NDB ist der neue Chef nun mit 15 akuten Krisen konfrontiert. „Eine solche Bedrohungsdichte ist beispiellos“, sagte Pfister. Die Schweiz stehe unter Druck und brauche einen schlagkräftigen Nachrichtendienst. Mit den heutigen Mitteln könne der Dienst aber nicht alle seine Aufgaben erfüllen.

„Ich bin mir der grossen Aufgaben bewusst“, sagte Bavaud. Die Herausforderungen könnten nur gemeinsam, in Kooperation mit Nachbarländern und mit den Kantonen, bewältigt werden. Es gelte, diese Kontakte jetzt weiter zu pflegen.

(text:sda/bild:keystone)