24 MĂ€rz 2022

Nationalbank wenig besorgt wegen höherer Teuerung

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) macht sich wegen der markant gestiegenen Inflation keine grossen Sorgen und bestÀtigt ihre expansive Geldpolitik. Auch der stark aufgewertete Franken bereitet kaum Kopfschmerzen.

Die Teuerung ist in vielen LÀndern in die Höhe geschossen. ZunÀchst haben die Lieferkettenprobleme die Inflation befeuert, oben drauf kamen dann die wegen des Ukraine-Krieg massiv gestiegenen Rohstoffpreise.

In der Schweiz zogen die Inflationsraten im Januar und Februar auf rund 2 Prozent an. Und die Schweizerische Nationalbank (SNB) geht davon aus, dass die Teuerung im gesamten ersten Quartal bei 2,2 Prozent zu liegen kommt und damit einen Höhepunkt erreicht, wie sie am Donnerstag anlÀsslich der vierteljÀhrlichen geldpolitischen Lagebeurteilung bekannt gab.

Auch im zweiten Quartal sei nochmals mit einer Rate auf diesem Niveau zu rechnen, so die SNB, die damit ihre Vorhersagen vom Dezember markant nach oben revidierte. Im ersten Halbjahr wird die Teuerung in der Schweiz gemĂ€ss dieser Prognosen somit leicht ĂŒber dem Niveau liegen, welches die SNB als gesund ansieht. Bekanntlich strebt sie eine Teuerung von höchstens 2 Prozent an.

Die Sorgen halten sich aber in Grenzen, wie die geldpolitischen Entscheide vom Donnerstag zeigen. Die SNB tastet die Zinsen nicht an und fĂŒhrt damit ihre expansive Geldpolitik fort. Konkret belĂ€sst sie ihren Leitzins sowie den Zins auf Sichtguthaben bei -0,75 Prozent.

Der Grund fĂŒr die Sorglosigkeit von SNB-PrĂ€sident Thomas Jordan & Co ist, dass sie die erhöhte Inflation auch weiterhin als ein vorĂŒbergehendes PhĂ€nomen sehen. Sie werde sich in der zweiten JahreshĂ€lfte 2022 allmĂ€hlich zurĂŒckbilden und im Verlauf des Jahres 2023 wieder auf unter 1 Prozent sinken.

Die SNB ist damit in einer komfortableren Ausgangslage als andere Notenbanken, die ihre Zinsen zum Teil schon angehoben haben. Diese sehen sich mit wesentlich höheren Inflationsraten konfrontiert.

Hierzulande hingegen federt nicht zuletzt der massiv aufgewertete Schweizer Franken den Schock ab, weil der Preisanstieg der importierten GĂŒter so nicht voll durchgereicht wird.

Diese Aufwertung geschah denn auch bis zu einem gewissen Grad mit Billigung der SNB, die sich in frĂŒheren Jahren mit DevisenkĂ€ufen vehementer gegen eine Aufwertung der heimischen WĂ€hrung gestemmt hatte. Und auch hier kommt die Inflation ins Spiel. So nannte die SNB in ihrem CommuniquĂ© bezĂŒglich der Bereitschaft zu Devisenmarktinterventionen erstmals auch explizit den „Inflationsunterschied zum Ausland“ als Kriterium.

„Die Inflation bei unseren wichtigsten Handelspartnern lag zuletzt deutlich höher als in der Schweiz“, sagte SNB-PrĂ€sident Thomas Jordan. Die SNB habe daher ein „gewisses Mass“ an nominaler Aufwertung zugelassen. Der reale Wechselkurs hingegen sei stabil geblieben.

Gleichwohl bezeichnet die Notenbank den Franken nach wie vor als hoch bewertet. Und sie will ihn auch weiterhin notfalls mit Devisenmarktinterventionen schwĂ€chen, wobei Jordan dafĂŒr aber keine Schmerzgrenze nennen wollte.

Auch wenn die Geldpolitik vorlĂ€ufig so bleibt, wie sie ist, gibt es laut Experten dennoch Anzeichen fĂŒr eine VerĂ€nderung in absehbarer Zeit. So sehen manche Ökonomen den Warnhinweis der SNB, es bestehe ein gewisses Risiko fĂŒr eine lĂ€nger erhöhte Inflation, als ersten Hinweis fĂŒr eine restriktivere Haltung.

Mit einer Zinserhöhung wird aber grösstenteils erst 2023 gerechnet, im Nachgang zum ersten Schritt der EZB. „Diese Zinserhöhung dĂŒrfte die SNB aber nicht wegen Inflationssorgen machen, sondern weil ein EZB-Schritt der Nationalbank die Möglichkeit gibt sich vom derzeit extrem tiefen Zinsniveau zu lösen“, meint UBS-Experte Alessandro Bee.

SNB-Chef Jordan bestritt am Donnerstag allerdings eine AbhĂ€ngigkeit von den Entscheiden der EZB. „Wir sind unabhĂ€ngig“, sagte er – wollte sich aber bei der Terminierung des ersten Zinsschrittes naturgemĂ€ss nicht in die Karten blicken lassen.

(text:sda/bild:unsplash)