24 August 2023

Mutmasslicher Tod Prigoschins weckt Spekulationen – und Trauer

Einen Tag nach dem mutmasslichen Tod des Chefs der Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, mehren sich die Spekulationen zur Ursache des Flugzeugabsturzes. So berichtete unter anderem der russische Telegram-Nachrichtenkanal Shot am Donnerstag unter Berufung auf Ermittlerkreise, dass der Absturz womöglich durch eine Bombe im Bereich des Fahrgestells ausgelöst worden sei. Zuvor hatte der Prigoschin nahestehende Kanal Grey Zone die Nachricht verbreitet, die Maschine sei von der russischen Luftabwehr abgeschossen worden. Die Autoren schrieben diesbezüglich von Mord.

Prigoschins Anhänger reagierten mit Trauer und Wut auf die Nachricht vom mutmasslichen Tod des 62-Jährigen. Am Café „Patriot“ in St. Petersburg, das viele Einwohner der Stadt mit Prigoschin und seiner Wagner-Truppe verbinden, seien massenhaft Blumen niedergelegt worden, berichtete die Tageszeitung „Kommersant“ am Donnerstag. Auch aus anderen russischen Städten wie Nowosibirsk wurde von Trauer- und Gedenkaktionen berichtet.

Am früheren Wagner-Firmensitz in St. Petersburg wurden neben Blumen auch ein Vorschlaghammer niedergelegt, teilte der Telegram-Kanal Grey Zone mit. Der Vorschlaghammer gilt als grausiges Erkennungszeichen der Wagner-Söldner, nachdem ein Video Angehörige der Gruppe zeigte, die damit einen angeblichen Überläufer ermordeten.

Am Mittwochabend war Prigoschins Privatjet auf dem Flug von Moskau nach St. Petersburg im Gebiet Twer abgestürzt. Alle zehn Insassen kamen nach offiziellen Angaben ums Leben. Auf der Passagierliste des Flugs stand unter anderem Prigoschins Name. Die Behörden haben den Tod des reichen und einflussreichen Geschäftsmanns allerdings offiziell noch nicht bestätigt. Eine gerichtsmedizinische Untersuchung mit DNA-Abgleich soll die Identität der Leichen klären.

Prigoschin ist im Zuge von Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine zu grosser Bekanntheit in Russland gelangt. Zum einen galt er nach der Einnahme der Stadt Bachmut durch seine Wagner-Truppen nach monatelangen blutigen Kämpfen als vergleichsweise erfolgreicher Armeechef vor dem Hintergrund russischer Niederlagen in Charkiw und Cherson. Zum anderen profilierte er sich mit scharfer Kritik an der eigenen Militärführung, der er Inkompetenz und Korruption vorwarf. Damit lieferte er vielen einfachen Russen eine Erklärung für den aus ihrer Sicht unbefriedigenden Kriegsverlauf.

(text und bild:sda-keystone)