Mutmasslicher Kiental-Täter steht vor Gericht
Ein heute über sechzigjähriger Mann steht seit Donnerstag in Thun vor dem Regionalgericht. Er soll 2019 zwei ihm bekannte Männer im Kiental im Berner Oberland in eine Schlucht gestossen haben. Der eine überlebte, der andere nicht.
Der Fall kam ins Rollen, als ein Autofahrer am 5. November 2019 unterhalb der Griesalp auf der Strasse einen verletzten, komplett durchnässten Mann antraf.
Dieser berichtete Ungeheuerliches: Er sei am Vortag mit einem ihm bekannten Mann unterwegs gewesen. Als sie sich oberhalb des Pochtenfalls befunden hätten, habe ihn der Bekannte unvermittelt in die Schlucht gestossen. Er sei abgestürzt, habe sich jedoch verletzt auf einen Felsvorsprung retten können, wo er die Nacht verbrachte. Am Morgen sei es ihm gelungen, aus der Schlucht zu klettern und zur Strasse zu gelangen.
Eine Polizeipatrouille brachte den Verletzten ins Spital. Der mutmassliche Täter wurde noch gleichentags angehalten.
Im Zug der Ermittlungen stiess die Polizei auf Parallelen zu einem Fall im Mai 2019, von dem man angenommen hatte, dass es sich um einen Unfall handelte.
Damals wurde die Leiche eines jungen Afghanen im Gornernbach im Kiental gefunden. Hinweise auf Dritteinwirkung gab es damals nach Polizeiangaben nicht.
Nun nahmen die Ermittlerinnen und Ermittler auch diesen Fall nochmals unter die Lupe und fanden heraus, dass der junge Afghane und der mutmassliche Täter sich gekannt haben dürften und kurz vor dem Todeszeitpunkt noch in Kontakt standen.
Gestützt auf die umfangreichen Ermittlungen erhärtete sich der Verdacht, dass der 18-jährige Afghane Opfer eines Tötungsdelikts geworden sein dürfte. Die Untersuchungen brachten weitere mutmassliche Delikte des Angeschuldigten ans Licht, etwa sexuelle Handlungen mit Kindern und Minderjährigen gegen Entgelt.
Der Angeklagte befindet sich im vorzeitigen Strafvollzug. Bis zum Vorliegen eines rechtskräftigen Urteils gilt die Unschuldsvermutung.
(text:sda/bild:unsplash)