3 April 2023

Meeresströme im Atlantik laut Berner Studie stabiler als gedacht

Am Ende der letzten Eiszeit sind die Meeresströme im Atlantik nicht wie bisher angenommen vollständig zum Erliegen gekommen. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie von Forschenden der Universität Bern. Die neuen Erkenntnisse sind bedeutsam für die gegenwärtige Diskussion um Klima-Kipppunkte.

Die zentrale Aussage der Studie sei, dass die atlantische Zirkulation in der Vergangenheit weniger empfindlich aufKlimaveränderungen regiert habe als gedacht, schrieb die Universität Bern am Montag in einem Communiqué. Die entsprechenden Resultate wurden in der Fachzeitschrift „Nature Geoscience“ veröffentlicht.

Für ihre Studie gewannen die Berner Forscher Informationen zum Klima der Vergangenheit aus Sedimentkernen vom Meeresboden und kombinierten diese mit Modellsimulationen.

Hintergrund der wissenschaftlichen Debatte ist es, dass sich das Klima nicht linear verändert. Schmilzt das Eis in der Antarktis ab oder verschwindet der Regenwald des Amazonas, kann dies unumkehrbare Folgen haben. In einem solchen Szenario kann sich das Klima abrupt verändern.

Der Weltklimarat IPCC hat den Angaben zufolge 15 solcher Kipppunkte identifiziert. Ein Kipppunkt mit besonders gravierenden Folgen wäre der Zusammenbruch der Ozeanzirkulation im Nordatlantik, zu der auch der Golfstrom gehört. Diese verteilt Wärme, Sauerstoff und Nährstoffe im Atlantik um und beschert Europa ein mildes Klima.

„Man ist bisher davon ausgegangen, dass dieser Kipppunkt beim Übergang von der letzten Eiszeit in die heutige Warmzeit vor rund 15’000 Jahren deutlich überschritten wurde“, liess sich Frerk Pöppelmeier, der Hauptautor der Studie, in der Mitteilung zitieren. Die Untersuchungen zeigten nun aber, dass die Abschwächung der atlantischen Zirkulation deutlich geringer gewesen sei als angenommen.

Als Entwarnung wollen die Berner Forschenden die Ergebnisse ihrer Studie aber nicht verstanden wissen. Die Einflüsse des Menschen hätten die Erde in einen Zustand versetzt, der in der bekannten Vergangenheit noch nie existiert habe, so Pöppelmeier. Die künftige Entwicklung sei schwer abzuschätzen.

(text:sda/bild:unsplash)