12 März 2023

Marco Odermatt: Nächster Sieg und zweite „Riesen“-Kugel

Marco Odermatt ist auch im zweiten Weltcup-Riesenslalom innert 24 Stunden in Kranjska Gora der Beste. Mit seinem erneuten Sieg in Slowenien entscheidet er auch die Disziplinen-Wertung für sich.

Zahlen sagen nicht immer die Wahrheit, heisst es. Die Zahlen zu Marco Odermatt spiegeln aber sehr wohl wider, was der Dominator in der zu Ende gehenden Saison leistet.

Es sind ausnahmslos imponierende Zahlen. Im Vergleich zum letzten, an Spitzenklassierungen schon reichen Winter weist Odermatt in allen Bereichen schon vor der abschliessenden Woche mit dem Final in Soldeu in Andorra bessere Werte aus. Er hat mehr Weltcup-Punkte auf dem Konto (1826:1639), er hat mehr Rennen gewonnen (11:7), er ist öfter auf dem Podest gestanden (20:16), er hat mehr Siege an einer Grossveranstaltung errungen (zweimal WM-Gold: einmal Olympia-Gold), er hat sich mehr Weltcup-Kugeln gesichert (3:2).

Da ist ein weiterer Wert – auf den ersten Blick nicht ersichtlich, doch ebenso aussergewöhnlich: 86,9 Prozent. Diese Traumquote ergibt sich aus dem Verhältnis zwischen Podestplätzen und bestrittenen Rennen. Die 20 Klassierungen unter den ersten drei schaffte Odermatt in 23 Rennen in drei Disziplinen. Eine Konstanz, die ihresgleichen sucht.

Odermatt hat seine Grenzen ein weiteres Mal verschoben, was unweigerlich zur Frage führt: Wo ist denn nun das Limit für diesen Kerl aus der Innerschweiz? Bleibt diese Messlatte eine Variable? Sind weitere Steigerungen möglich?

Auch wenns schwerfällt, zusätzlichen Raum für Expansion zu finden: Weitere Verbesserungen sind möglich. Im Speed-Bereich macht Odermatt für sich primär beim Startprozedere und in Sachen Gleiten in flacherem Gelände noch Potenzial aus. Er wird auch dies in den Griff kriegen, da geben sich seine Konkurrenten keinen Illusionen hin.

In den Ergebnislisten ist der Platz für Fortschritt schnell ausgemacht. Odermatt ist seit vier Wochen Abfahrts-Weltmeister, auf einen Abfahrtssieg im Weltcup wartet er aber noch. Das Warten wird irgendwann ein Ende haben. Nach sieben zweiten und zwei dritten Plätzen ist das eine Frage der Zeit.

Keine Fragen liess Odermatt am Sonntag offen, obwohl in beiden Läufen nicht alles wie geplant gelaufen war. Am Morgen, auf einem drehenden Kurs, bekundete er im oberen Streckenteil Mühe, den Rhythmus zu finden. Trotzdem reichte es zur Führung im Zwischenklassement. Im zweiten Durchgang blieb er nicht ohne Fehler, so dass er selber Zweifel hegte.

„Kurzzeitig dachte ich, dass es nicht reichen würde.“ Dann kamen Gedanken an seine Serie von Podestplätzen im Riesenslalom. „Ich wusste, dass ich nach dem Fehler in der Fläche Gas geben musste, will ich die Serie weiterführen.“ Gesagt, getan, Odermatt setzte um, was er sich vorgenommen hatte. Er behielt mit 32 Hundertsteln Vorsprung vor Henrik Kristoffersen das bessere Ende für sich – und knickte ein weiteres Mal die Hoffnung des Norwegers auf den ersten Saisonsieg im Riesenslalom. Der Franzose Alexis Pinturault belegte mit sieben Zehnteln Rückstand Platz 3.

Loïc Meillard, durch einen zeitraubenden Fehler bei seiner ersten Fahrt zurückgebunden, stiess im zweiten Lauf um sieben Ränge unmittelbar vor Gino Caviezel auf Platz 11 vor. Thomas Tumler genügte Rang 16, um als vierter Schweizer neben Odermatt, Meillard und Caviezel die Teilnahme am Riesenslalom beim Weltcup-Final sicherzustellen.

Odermatt hat mit dem neuerlichen Sieg in der Riesenslalom-Wertung seine dritte Weltcup-Kugel in diesem Winter nach jener für Rang 1 im Gesamt- und im Super-G-Klassement gewonnen. Ziele hat er für die Rennen in Soldeu trotzdem. Odermatt winkt die Chance, die Saison mit lauter Podestplätzen im Riesenslalom und im Super-G zu beenden. Im Riesenslalom, in dem ihm das schon im vergangenen Winter gelungen ist, umfasst die Serie mittlerweile 16 Rennen.

Odermatt winkt zudem die Chance auf den Punkte-Rekord, den Hermann Maier seit 23 Jahren mit 2000 Zählern hält. Der Nidwaldner steht derzeit bei 1826 Punkten. In Soldeu hat er in Abfahrt, Super-G und Riesenslalom drei Möglichkeiten, um die Bestmarke des Österreichers zu übertreffen.

175 Punkte sind dafür gefordert, gut 58 im Schnitt für ein Total von über 2000 Punkten. Es wäre die nächste imponierende Zahl, ein weiteres Spiegelbild einer unfassbar guten Saison.

(text:sda/bild:keystone)