7 April 2023

Machtkampf in Sankt Petersburg: Wagner-Chef attackiert Gouverneur

In der russischen Millionenmetropole St. Petersburg spitzt sich ein Machtkampf zwischen dem Chef der Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, und dem Gouverneur Alexander Beglow zu. Prigoschin beschimpfte den 66 Jahren alten Politiker der Kremlpartei Geeintes Russland am Freitag als „Drecksack“, der in der Stadt fehl am Platze sei, und forderte erneut Strafermittlungen gegen ihn. Beglow führt die Heimatstadt des russischen Präsidenten Wladimir Putin seit 2018 – erst als Interimsgouverneur, dann seit 2019 auch als gewähltes Oberhaupt.

Der von Putin eingesetzte Gouverneur sieht sich seit langem Attacken des einflussreichen Geschäftsmanns ausgesetzt. Nun allerdings beschuldigte Prigoschin den Gouverneur im seinem Blog im Nachrichtenkanal Telegram, die Öffentlichkeit zu belügen und die Sicherheitslage in der bei Touristen beliebten Metropole am Finnischen Meerbusen zu vernachlässigen. Von Beglow gab es zunächst keinen Kommentar.

Konkret warf Prigoschin, der von St. Petersburg aus seine Geschäfte und auch die Privatarmee Wagner führt, dem Gouverneur vor, nach dem Attentat auf den kremlnahen Militärblogger Wladlen Tatarski untätig geblieben zu sein. Tatarski, der mit bürgerlichen Namen Maxim Fomin hiess und glühender Befürworter des russisches Krieges gegen die Ukraine war, starb am Sonntag bei einem Sprengstoffanschlag in einem Café Prigoschins. 40 Menschen wurden verletzt. Eine Frau wurde als mutmassliche Attentäterin festgenommen.

„Beglow hat keinerlei Hilfe nach diesem Terroranschlag geleistet. Ausserdem glaube ich, dass es seine Schuld ist, dass es in der Stadt keinerlei Sicherheit gibt, durch die das hätte verhindert werden können“, sagte Prigoschin. Die Strafverfolgungsbehörden müssten sich um Beglow kümmern. „Er ist absolut nutzlos für diese Stadt.“ Kurz zuvor hatte Prigoschin Strafanzeige gegen Beglow bei der nationalen Ermittlungsbehörde in Moskau erstattet. Er wirft dem Gouverneur vor, in der früheren Zarenmetropole Hunderte Kulturdenkmäler, viele gehören zum Unesco-Welterbe, verkommen zu lassen.

(text:sda/bild:unsplash)