6 November 2022

Klitschko schliesst Blackout in ukrainischer Hauptstadt nicht aus

Der Kyjiwer Bürgermeister Vitali Klitschko hat vor einem Zusammenbruch der Versorgung in der ukrainischen Hauptstadt gewarnt. Für den Fall eines Totalausfalls von Strom-, Wärme- und Wasserversorgung sollten die Bürgerinnen und Bürger Vorräte anlegen und auch überlegen, zeitweise ausserhalb der Stadt unterzukommen, sagte Klitschko am Samstagabend im ukrainischen Fernsehen.

Die Stadt wolle zudem 1000 Wärmestuben einrichten. Die Stadtverwaltung trat aber einem Bericht der „New York Times“ entgegen, die Überlegungen reichten bis zu einer Räumung der Stadt bei einem Blackout. „Das System des Zivilschutzes muss auf verschiedene Szenarien vorbereit sein; aber das heisst nicht, dass wir eine Evakuierung vorbereiten“, teilte Roman Tkatschuk, verantwortlich für die Sicherheit der Stadt, am Sonntag mit.

In Kyjiw leben nach Angaben Klitschkos derzeit etwa drei Millionen Menschen, darunter 350 000 Binnenflüchtlinge aus anderen Teilen der Ukraine. Der russische Präsident Wladimir Putin lässt immer wieder gezielt Infrastruktur in der Ukraine bombardieren. Dabei sind auch Anlagen in Kyjiw beschädigt worden. Die Stadt versucht, das Netz durch gestaffelte Stromabschaltungen zu stabilisieren. Ganze Stadtteile haben stundenweise kein Licht.

Laut humanitärem Völkerrecht müssen eigentlich „alle möglichen Massnahmen“ unternommen werden, um das Leben von Zivilisten sowie grundlegende Infrastruktur wie Kraftwerke oder Wasserversorgung zu schützen.

Ein Zusammenbruch der Versorgung sei das schlimmste Szenario und man werde alles dafür tun, dass es nicht dazu komme, sagte Klitschko. „Aber wir wollen offen sein: Unsere Feinde tun alles dafür, damit diese Stadt ohne Heizung, ohne Strom, ohne Wasserversorgung dasteht – allgemein: dass wir alle sterben.“ Er warf Putin zudem vor, die Ukrainer als Volk vernichten zu wollen. „Putin braucht uns Ukrainer nicht. Er braucht das Gebiet, braucht eine Ukraine ohne uns“, sagte Klitschko.

(text:sda/bild:pexels)