7 März 2023

Kiew entsetzt über Erschiessungsvideo von Kriegsgefangenem

Mit Entsetzen hat die ukrainische Führung auf ein Video von einer mutmasslichen Erschiessung eines Kriegsgefangenen durch russische Soldaten reagiert. „Kriegsverbrechen werden in Russland kultiviert“, schrieb der Chef des Präsidentenbüros, Andrij Jermak, am Montag im Nachrichtenkanal Telegram. Es sei ein Beispiel für die Schwäche der Russen. „Für jedes dieser Kriegsverbrechen wird es eine Strafe geben. Niemand kann sich dieser entziehen“, sagte der Vertraute von Präsident Wolodymyr Selenskyj. Aussenminister Dmytro Kuleba sagte Journalisten, er sei nach Ansehen des Videos niedergeschlagen.

Der Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments, Dmytro Lubinez, bezeichnete die gefilmte mutmassliche Erschiessung als „Ausdruck von Niedertracht und Gemeinheit“. Die Tötung von Gefangenen sei ein Verstoss gegen die Genfer Konventionen, betonte der 41-Jährige. Er habe das Video seinen internationalen Kollegen als Beleg für ein „weiteres Kriegsverbrechen Russlands“ geschickt. Die Echtheit des Videos war von unabhängiger Seite zunächst nicht überprüfbar.

Zuvor war unter anderem von dem Internetportal Ukrajinska Prawda ein Video veröffentlicht worden, bei dem ein Mann in ukrainischer Uniform „Ruhm der Ukraine“ ruft und dann mutmasslich mit mehreren Schüssen getötet wird. Die Losung war auch von mit Hitlerdeutschland kollaborierenden ukrainischen Nationalisten im Zweiten Weltkrieg etabliert worden. 2018 wurde sie für Polizei und Armee zum verpflichtenden Gruss gemacht. Der Gruss „Slawa Ukrajini“ (Deutsch: Ruhm der Ukraine) geht in seinem Ursprung auf „Slawa Issussu Chrystu!“ (Deutsch: Gepriesen sei Jesus Christus) zurück. Erste Verwendungen im Zusammenhang mit der Ukraine gab es vor dem Ersten Weltkrieg in der aufkeimenden ukrainischen Unabhängigkeitsbewegung.

Russland führt seit mehr als einem Jahr Krieg gegen die Ukraine. In der Vergangenheit waren ebenfalls schwer zu überprüfende Videos aufgetaucht, bei denen ukrainische Soldaten russische Gefangene erschiessen. Moskau hatte dies als Kriegsverbrechen kritisiert.

(text:sda/bild:unsplash)