Kanton sucht weitere Kollektivunterkünfte für Asylsuchende
Der Kanton Bern benötigt weitere Unterbringungsmöglichkeiten für Menschen, die in der Schweiz Asyl suchen. Die Lage im Bereich der allgemeinen Migration spitzt sich seit Wochen zu. Der unerwartete und auch im langjährigen Vergleich starke Anstieg hat zur Folge, dass die Bundesasylzentren völlig ausgelastet sind. Daher weist das Staatssekretariat für Migration seit dem 1. November Asylsuchende bereits nach kurzer Aufenthaltsdauer und ohne abgeschlossenes Asylverfahren den Kantonen zu. Die Eintritte aus dem regulären Asylwesen in den Kanton Bern werden sich in den nächsten Wochen mehr als verdoppeln auf gegen 100 Personen pro Woche. Unter den zugewiesenen Personen befinden sich viele unbegleitete Minderjährige, für die eine kindsschutzgerechte Unterbringung und Betreuung nötig ist.
Der Kanton Bern ist sehr aktiv bei der Suche nach Unterkünften und wird in den kommenden zwei bis drei Monaten rund 1’000 zusätzliche Plätze für die Migrantinnen und Migranten vorbereiten. Dennoch ist dies nicht ausreichend.
Unterkünfte, die für geflüchtete Personen aus der Ukraine zur Verfügung stehen, können oftmals nicht oder nur vereinzelt zur Unterbringung von Personen aus anderen Staaten (vor allem aus Afghanistan und der Türkei) genutzt werden. Daher ist der Kanton auf der Suche nach weiteren Gebäuden, die als Kollektivunterkünfte genutzt werden können. Angebote können direkt an das Amt für Integration und Soziales (AIS) gemeldet werden (Kollektivunterkunft melden (be.ch)). Es zeichnen sich zudem Engpässe beim Betreuungspersonal ab, da der Arbeitsmarkt in diesen Branchen vollständig ausgetrocknet ist.
Das AIS ist in regelmässigem Austausch mit den Regierungsstatthalterinnen und Regierungsstatthaltern und den Gemeinden des Kantons Bern, um Lösungen zu suchen und die Situation zu entschärfen. Da die Lage weiterhin sehr schwer einzuschätzen ist, bereitet sich das AIS auch auf Notszenarien vor, wie zum Beispiel die Unterbringung in Mehrzweckhallen oder Zivilschutzanlagen.
Eine weitere Herausforderung ist die unvorhersehbare Entwicklung der Fluchtbewegungen aus der Ukraine. Durch die gezielte Zerstörung von Infrastrukturen in der Ukraine ist aufgrund der kälteren Jahreszeit damit zu rechnen, dass wieder mehr Menschen in der Schweiz Schutz suchen werden. Daher ist eine Umnutzung von bereits bestehenden Unterkünften, die für die Ukraine-Geflüchteten vorgesehen sind, nur in wenigen Fällen möglich. Die Unterstützung durch die Zivilgesellschaft kann hier auch in Zukunft sehr hilfreich sein, so etwa durch Gastfamilien, die bereit sind, Geflüchtete bei sich aufzunehmen. Der Regierungsrat verdankt dieses grosse Engagement ausdrücklich.
Diese Entwicklung wird unsere Gesellschaft auch in anderen Bereichen wie etwa den Schulen und dem Gesundheitswesen stark betreffen.
(text:pd/bild:pexels)