21 November 2021

Kanton rüffelt Blausee-Fischzucht – Besitzer relativieren Vorwürfe

Die Fischzucht am Blausee soll in der Vergangenheit mehrfach den nahen Fürtbach verschmutzt haben. Nun hat der Kanton Bern eine Verfügung erlassen, dass der Bach gereinigt und solche Vorkommnisse künftig verhindert werden müssen. Die illustren Besitzer des Blausees relativieren die Vorwürfe.

Das Ausflugsziel im Kandertal mit Fischzucht gehört Swiss Economic Forum-Gründer Stefan Linder, Globetrotter-Chef André Lüthi und Ex-Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand. Das Trio hat jüngst für Schlagzeilen gesorgt, weil es mehrere Fischsterben in der Zucht auf einen mutmasslichen Umweltskandal in einem nahen Steinbruch zurückführt. Die Steinbruchbetreiber bestreiten dies.

In den Haaren liegen sich die Blausee-Besitzer auch mit dem Kanton Bern. Dessen Amt für Wasser und Abfall wirft der Blausee AG Umweltverschmutzung vor.

Konkret geht es um den Fürtbach, in den die Fischzucht Wasser ableitet. Im Bächlein soll es bereits mehrfach zu Verunreinigungen gekommen sein. Kanton und Besitzer einigten sich jeweils, dass die Blausee AG den Bach reinigt und fortan Ablagerungen darin vermeidet.

Im vergangenen Frühling stiessen Beamte des Kantons erneut auf Dreck im Bach. Man habe „weitere Stellen mit 30 bis 40 cm tiefem, schwarzem, nach Schwefelwasserstoff riechendem Schlamm“ vorgefunden, schreibt der „SonntagsBlick“ unter Berufung auf eine entsprechende Verfügung des Kantons Bern von Ende Oktober.

Eigentlicher Anlass für die Verfügung ist die Erneuerung der Wasserkonzession für den Bach, die das Blausee-Team beantragt hat. Die Berner Beamten haben offenbar Zweifel, ob die Qualitätsanforderungen eingehalten werden. Sie halten die Belastung mit organischem Kohlenstoff, Ammonium und Phosphor für zu hoch.

Laboranalysen hätten die Schlammablagerungen als „Fischausscheidungsprodukte und mögliche Futterreste“ identifiziert, schreibt der „SonntagsBlick“. Bachabwärts habe man DNA von Regenbogenforellen gefunden.

„Ja, wir haben vor zwei Wochen eine solche Verfügung vom Amt für Wasser und Abfall von Regierungsrat Neuhaus erhalten“, bestätigte Linder gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA die Meldung des „SonntagsBlick“.

Linder verweist auf verschiedene Massnahmen und Investitionen, mit denen die Einleitungswerte aus der Fischzucht in den Bach seit 2018 stark reduziert worden sind. So habe man etwa bei den Betriebsabläufen und beim Futter Verbesserungen vorgenommen.

„Die Blausee AG hat bereits vor drei Jahren auf freiwilliger Basis durch Optimierungen und Investitionen Grenzwerte gesenkt: Der Phosphor-Gehalt kommt um 78 Prozent gesenkt werden, DOC (Anmerkung der Redaktion: gelöster organischer Kohlenstoff) um 74 Prozent, Nitrit um 50 Prozent und Ammonium um 66 Prozent“, heisst es beim Blausee.

Die Blausee-Besitzer sind überzeugt, dass die Ausscheidungen der Regenbogenforellen das Fürtbächlein nur „sehr gering“ belasten. Im Bach lebten viele Bachforellen und die ökologische Beurteilung des Gewässers sei gut.

Das Wasser des Bachs fliesse einmal durch das Zuchtbecken und zurück in den Bach. Futterreste würden mit speziellen Lamellen-Filtern ausgefiltert, schilderte Linder.

Die Blausee AG hat Experten beauftragt zu prüfen, wie neue Einleitungswerte von Ausscheidungen von Bioforellen eingehalten werden können. Die Resultate sollen laut Linder in den nächsten Wochen vorliegen.

Um den Fürtbach streiten sich die Blausee AG und der Kanton nicht zum ersten Mal, so stand bei der Erneuerung der Konzession die Frage im Raum, ob die Fürtquelle, welche auf dem Grundstück der Blausee AG entspringt und den Fischteich speist, konzessionspflichtig ist. Wasserzins für den Fürtbach entrichtet die Blausee AG nach eigenen Angaben bereits seit über vierzig Jahren.

(text:sda/bild:beo/ad)