18 September 2022

Jahrgang 2022 verspricht gute Westschweizer Weine

Die Weinlese ist in der Westschweiz in vollem Gang, nach dem heissen Sommer ist das viel früher als üblich. Erwartet wird ein guter Jahrgang 2022. Die Erntemenge dürfte im Durchschnitt der letzten zehn Jahre liegen.

Im Wallis begann die Weinlese rund zwei Wochen früher als in einem normalen Jahr. „Aber was ist ein normales Jahr? Die klimatischen Unvorhersehbarkeiten zwingen uns, uns ständig anzupassen“, sagte Yvan Aymon, Präsident des Branchenverbands für Reben und Wein im Wallis, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Ähnlich sieht es in Genf aus. Angesichts der immer stärkeren Wetterereignisse sei es schwierig zu bestimmen, was ein normales Jahr ist, sagte der kantonale Önologe Florian Favre. Ein Blick auf den Kalender zeige, „dass wir uns zwischen dem Hitzejahr 2003, in dem die Weinlese noch früher einsetzte, und dem Jahr 2018 befinden“, so Favre. Im vergangenen Jahr sei die Ernte nach einem verregneten Sommer fünf Wochen später eingebracht worden.

Neben der frühen Lese verspricht der warme Sommer „einen aussergewöhnlichen Jahrgang 2022“, sagte Joanna Rouiller, Direktorin der Association interprofessionnelle des vins du Vully. Insgesamt seien die Trauben von Krankheiten und Unwettern verschont geblieben. Die Beeren seien wegen des trockenen Wetters kleiner als sonst und hätten eine gute Zuckerkonzentration.

Für Favre werden aus den Trauben „kräftige, alkoholreiche Rotweine mit Aromen von reifen Früchten“ entstehen. Bei den Weissweinen werde der Jahrgang schwieriger zu verarbeiten sein, sagte der Genfer Önologe.

Im Kanton Neuenburg werden bei den Rotweinen „konzentrierte Weine“ erwartet, wie Johannes Rösti, Direktor der Neuenburger Weinbauanstalt sagte. Waadtländer Winzer rechnen ebenfalls mit einem „wunderbaren“ Jahrgang, wie es dort hiess.

Während sich die Winzerinnen und Winzer in Bezug auf die gute Qualität einig sind, sind sie bei den Erntemengen vorsichtiger. Sie hänge von der Intensität der nächsten Regenfälle ab, sagte Mattéo Murphy, Geschäftsführer der Vereinigung der Broye-Winzer. Aymon schätzte, dass die Menge im zehnjährigen Durchschnitt liegen dürfte.

Rösti zufolge wird die Menge in den Neuenburger Weinbergen „mittel bis hoch“ sein. Auch Joanna Rouiller aus dem Vully FR ist optimistisch: „Mit der Weinlese 2022 werden die Winzer ihre Lager wieder auffüllen können.“

In den kommenden Tagen ist Regen die grösste Gefahr für die Trauben, da er Fäulnis verursachen kann. Zudem sollte vermieden werden, zu warme Trauben zu ernten, da diese „anfälliger für einen unkontrollierten Gärbeginn“ sind, wie Aymon sagte. Deshalb würden die Winzer eher in den kühlen Morgenstunden arbeiten. Manchmal sei es auch notwendig, die Trauben vor dem Abbeeren und Pressen in Kühlschränken zu kühlen.

Das Wetter scheint dieses Jahr jedoch auf der Seite der Winzer zu sein. In den nächsten Tagen ist trockenes und kühles Wetter zu erwarten.

(text:sda/bild:unsplash)