7 Oktober 2021

Interlaken: Banges Warten auf den Tourismus aus Ostasien

Die Jungfrauregion bezaubert durch ihre malerische Bergwelt und ihr grosses Angebot an Freizeitaktivitäten. Interlaken, als Herz dieser Region, ist weniger malerisch: Am Höhenweg reiht sich Uhrengeschäft an Souvernirshop, 08/15-Restaurant an Luxushotel. Etwas überspitzt gesagt: Der Höhenweg ist die Schweizer Antwort auf die Main Street USA im Disneyland – ein Klischee. Das ist kein Zufall, Interlaken ist auf den Tourismus aus Übersee ausgelegt. Und darum hat die Jungfrauregion besonders stark unter dem coronabedingten Zusammenbruch des internationalen Tourismus gelitten. Mit der Impfung hat im Sommer 2021 auch der Tourismus wieder Fahrt aufgenommen. Vom Rekordjahr 2019 ist man zwar noch weit entfernt, aber es geht bergauf, auch bei Touristen aus Übersee. So sind bereits wieder Gäste aus den Golfstaaten in Interlaken unterwegs. Auch die Amerikaner kommen langsam wieder: Im August 2021 waren es 3933 – fast zehnmal sie viele wie im August 2020. Allerdings sind das immer noch nur rund ein Drittel der über 9500 Amerikaner*innen, die Interlaken im August 2019 besucht haben.

Düster sieht es nach wie vor bei den Gästen aus Ostasien aus: Gerade mal 215 chinesische Gäste waren im August 2021 in Interlaken – ein Minus von satten 98 Prozent im Vergleich zu 2019. Urs Kessler ist dennoch optimistisch: Man erachte das Jahr 2022 als Übergangsjahr, danach dürften sich die Zahlen aus Ostasien wieder in der Nähe des Standes ante Corona befinden. Kessler sieht aber für die Jungfrauregion einen entscheidenden Standortvorteil: Die V-Bahn. Damit wolle man den Marktanteil steigern.

Der Bundesrat will in seiner neuen Tourismusstrategie vermehrt auf Individual- statt Massentourismus setzen, was ohnehin im Trend ist. Wie ist die bei asiatischen Reisegruppen so beliebte Jungfrauregion auf den veränderten Markt vorbereitet? Kessler beschichtigt: Zwar habe die Coronakrise den Trend für Individualreisen verstärkt und es habe eine Verlagerung von Gruppenreisen zu Einzelreisen gegeben, allerdings müsse er auch immer wider enttäuschen, denn die internationalen Tourist*innen aus Übersee wollen die bekannten Marken besuchen, zu der auch die Jungfrauregion gehört. Er geht darum davon aus, dass ab 2023 keine grosse Veränderung zu 2019 mehr zu spüren ist.

(text:cs/bild:beo)