22 September 2025

In Bern spinnefeind, in Thun ein Herz und eine Seele

Im Bundeshaushaben FDP und die Mitte spätestens seit den letzten Wahlen kaum ein gutes Haar aneinander gelassen. Das überrascht auch nicht sonderlich, sie sind punkto Bundesratssitzverteilung die grössten Konkurrentinnen. Auch bei Sachthemen war man sich schon einiger und in den Politisendungen landauflandab haben sich die jeweiligen, scheidenden Parteirpäsidenten gerne verbal aufs Dach gegeben.

Ganz anders zeigt sich die Situation im Thuner Rathaus. Da bilden die beiden Parteien sogar eine gemeinsame Fraktion. Ein gutes Jahr vor den Wahlen bekennen sich die Thuner Mitte und die Thuner FDP denn auch zur weiteren Zusammenarbeit: Sie wollen zusammen in die Stadtrats- und Gemeinderatswahlen steigen.

Im Bundeshaus also spinnefeind, im Thuner Rathaus ein Herz und eine Seele – die nationale Politik lasse sich nicht eins zu eins auf die Lokalpolitik übertragen, erklärt der FDP-Wahlkampfleiter Michael Bircher. In Thun würden keine Bundesratssitze vergeben, man versuche die Probleme der Stadt gemeinsam zu lösen. Und auch Menschlich funktioniere es gut. Gleich sieht es der Wahlkampfleiter der Mitte, Alois Studerus. Auf lokaler Ebene spiele die Ideologie eine untergeordnete Rolle, da gehe es auch um das Menschliche und während es national um grosse, grundlegende Weichenstellungen gehe, seien die Differenzen auf lokaler Ebene oft kleiner. Man sei auch in Thun nicht bei jedem Thema deckungsgleich, so Studerus, aber die gemeinsame Fraktion gebe den einzelnen Stadträtinnen und Stadträten auch die entsprechenden Freiheiten.

Nicht ganz Deckungsgleich sind die beiden Parteien bei der Antwort auf die Frage, welche Gemeinderatspartei denn für den angestrebten Sitz den Stuhl räumen müssen. Während sich Bircher noch zugeknöpft gibt, äussert sich Studerus klarer: Die Linke habe sicher Anrecht auf zwei Sitze, sagt er, die SVP wohl nicht unbedingt auf drei. Heisst übersetzt: Die Mitte würde sich ein Sitz auf Kosten der SVP wünschen.

Bis sich die beiden einig sein müssen, fliesst aber noch viel Wasser die Aare hinab. Beide betonen zudem, dass man sich Gesprächen mit anderen Parteien aber nicht verschliessen wolle.

(text:csc/bild:jae)