28 August 2023

Hochwasser im St. Galler Rheintal, im Tessin und Bündnerland

Nach der Hitzewelle sorgen in einigen Regionen der Schweiz grosse Regenfälle für überflutete Gebiete, gesperrte Strassen und Trinkwasser-Verschmutzungen. Wegen des Wintereinbruchs in den Alpen sind zudem diverse Pässe gesperrt worden.

Die Alpenpässe Furka, Susten, Grimsel, Gotthard, Simplon und Nufenen sind nach Angaben von TCS, Urner Baudirektion und Tessiner Kantonspolizei am Montag aufgrund der starken Niederschläge der letzten Tage geschlossen. Eine Neubeurteilung der Lage soll am Dienstagmorgen erfolgen.

Das Rheinvorland im St. Galler Rheintal war nach starken Regenfällen am Montag teilweise geflutet. Zwischen Kriessern und der Bodenseemündung war das Gebiet zwischen den Dämmen gesperrt.

Die Spitze des Hochwassers sei aber am Nachmittag bereits erreicht worden, sagte Ralph Dietsche, Mediensprecher der internationalen Rheinregulierung. Statt den am frühen Morgen prognostizierten 2400 Kubikmetern Wasser pro Sekunde wurde an der Messstelle in Diepoldsau SG die Spitze von 2000 Kubikmetern gemessen.

Dies entspreche einem Ereignis, wie es nur alle paar Jahre auftrete, sagte Dietsche weiter. Alarmierend sei es aber nicht. Das Fassungsvermögen des Rheins betrage mit dem Rheinvorland zwischen den beiden Aussendämmen 3100 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Diese Geländekammern zwischen dem Flussbett und den Aussendämmen sind für das Auffangen von Hochwassersituationen vorgesehen.

Der Zivilschutz wurde aufgeboten. Besiedelte Gebiete waren bisher vom Rhein-Hochwasser nicht betroffen. Auch waren gemäss der internationalen Rheinregulierung keine Schäden zu verzeichnen.

Die andauernden Regenfälle in der Nacht auf Montag führten im Kanton St. Gallen zu wenig Schäden. Insgesamt seien die Feuerwehren zu 14 Einsätzen gerufen worden, teilte die Kantonspolizei mit.

Nach der Sitter hat der Kanton Thurgau am Montag seine Hochwasser-Warnung auch auf die Thur ausgeweitet. Die Warnung galt im Thurvorland von Frauenfeld bis Bischofszell.

Bereits seit Freitagabend wird das Tessin von Unwettern heimgesucht. Gemäss dem Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie (Meteoschweiz) fielen in Biasca bis Montag innert 48 Stunden 380 Liter Regen pro Quadratmeter, die höchste je gemessene Menge. Bis Montagmittag galt für den Südkanton weiterhin eine Unwetterwarnung. Nach Meteoschweiz-Angaben sollte sich die Gewitter- und Regenfront im Laufe des Tages abschwächen.

Die Kantonsstrasse ins Bleniotal war seit Montagmorgen wegen Hochwassergefahr geschlossen. Gemäss Informationen der Tessiner Kantonspolizei drohte der Bach Legiuna über die Ufer zu treten. Deshalb sei die Kantonsstrasse ab dem zu Biasca gehörenden Ortsteil Loderio geschlossen worden.

Nach Brissago, Bodio und Maggia war das Trinkwasser nun auch in Teilen der Tessiner Kantonshauptstadt Bellinzona verschmutzt. Alertswiss warnte am Montagmorgen vor mikrobiologischen Verschmutzungen in Moleno und Preonzo.

In Graubünden entspannte sich die seit Samstagnacht angespannte Situation am Montagnachmittag etwas. Bei der Kantonspolizei gingen ab Mittag keine Schadensmeldungen mehr ein. Am Nachmittag unterbrach ein Erdrutsch den Bahnverkehr zwischen Zernez und Klosters Platz. Gemäss der Bahnverkehrsinformation sollte der Unterbruch bis Betriebsschluss dauern.

Der Splügenpass und der Umbrailpass waren wegen mehrfachen Rüfenniedergangs respektive aus Sicherheitsgründen weiterhin gesperrt, wie Anita Senti, Mediensprecherin der Kantonspolizei Graubünden, auf Anfrage erklärte. Zudem war ein Teil des Averstals wegen einer Rüfe von der Umwelt nach wie vor abgeschnitten.

Auch das kaum besiedelte Val S-Charl im Unterengadin war auf dem Landweg nicht erreichbar. Zudem waren Teilstücke der Kantonsstrasse im Hinterrheintal aus Sicherheitsgründen gesperrt.

Im Oberengadin waren Feuerwehr und Tiefbauamt stark gefordert vom Hochwasser im Inn und diversen Bächen. Am Nachmittag hatten sie die Situation aber unter Kontrolle.

In Sent im Unterengadin wurde ein Campingplatz überschwemmt. Beim „Bergsturzdorf“ Brienz/Brinzauls nahmen die Blockschläge oben am Berg zu, wie die Gemeinde mitteilte. Teile des Rutschgebiets oberhalb des Dorfes beschleunigten sich. Eine unmittelbare Gefahr für Brienz bestehe nicht.

Laut dem privaten Wetterdienst Meteonews ist bis zur Nacht auf Dienstag vor allem im Süden sowie in den nördlich angrenzenden Regionen mit grosse Niederschlagssummen mit Gefahr von Überflutungen, Murgängen und Erdrutschen zu rechnen. Im Süden werden verbreitet deutlich über 200 Liter pro Quadratmeter und im Norden örtlich über 150 Liter erwartet.

(text:sda/bild:keystone/sda)