Gsteiger Gemeindeversammlung stimmt nicht über Gesundheit Simme Saane ab
Das in Gsteig für die Gemeindeversammlung vom 12. Mai 2023 vorgesehene Geschäft betreffend des integrierten Versorgungsmodells «Gesundheit Simme Saane» wird von der Traktandenliste zurückgezogen.
Mittels Konsultativabstimmungen hatten die sieben Gemeinden im Obersimmental und Saanenland Ende 2021 bzw. anfangs 2022 der Gesundheit Simme Saane AG (GSS) den Auftrag erteilt, das Detailprojekt «Gesundheitscampus Simme Saane» mit einem Spital in Zweisimmen vertieft zu erarbeiten. Der Gemeinderat von Gsteig hatte Gelegenheit, an mehreren behördlichen Anlässen und öffentlichen Informationsveranstaltungen teilzunehmen. Mit diesen Informationen und dem Studium aller Unterlagen konnte er sich ein umfassendes Bild vom erarbeiteten Versorgungsmodell «Gesundheit Simme Saane» machen. Der Verwaltungsrat und der Geschäftsführer der GSS haben unter hohem Zeitdruck grosse Arbeit geleistet und bemerkenswerte Verhandlungsergebnisse erzielt.
Wenn der Gemeinderat den Stimmberechtigten ein Geschäft zur Abstimmung vorlege, habe er den Anspruch, auf Fragen lückenlos und verbindlich Antwort geben zu können, schreibt nun der Gsteiger Gemeinderat in einer Mitteilung. Wo möglich würden Alternativen gesucht und die Konsequenzen bei Ablehnung oder Veränderung einer Vorlage studiert. Beim Versorgungsmodell «Gesundheit Simme Saane» fehle dem Gemeinderat zunehmend die Überzeugung, dass dieses funktionieren könnte. Ohne die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger bevormunden zu wollen, habe der Gemeinderat deshalb in Abwägung aller Umstände einstimmig entschieden, dieses Geschäft von der Traktandenliste zur Gemeindeversammlung vom 12. Mai 2023 zurückzuziehen, heisst es weiter. Obwohl auch die Ratsmitglieder nach wie vor grosses Interesse an einer guten Gesundheitsversorgung hätten, fehle laut Gemeinderat gegenwärtig die Überzeugung für eine Zustimmung.
So vermögten bspw. einige Antworten der GSS auf kritische Fragen des Gemeinderates und aus der Bevölkerung die vorhandenen Zweifel nicht zu beseitigen. Die Planerfolgsrechnung geht von einer Steigerung der Fallzahlen aus. «Das dafür zusätzlich notwendige Personal lasse sich finden, weil man attraktive und sichere Arbeits- und Ausbildungsplätze anbieten werde. Mit einer gemeinsamen Ausbildungsinitiative sollen neue Aus- und Weiterbildungsangebote für angehende und erfahrene Gesundheitsfachpersonen geschaffen werden», schreibt die GSS. Das Personal wird aber bereits am 1. Januar 2024 benötigt, wo die GSS den Spitalbetrieb in Zweisimmen übernehmen würde. Vor dem Hintergrund des aktuell grossen Fachkräftemangels sei dies eine wenig glaubhafte Annahme, so der Tenor aus Gstei, dies nicht zuletzt auch in Hinblick auf die Tatsache, dass die Inselgruppe gerade aufgrund Personalmangels zwei Spitäler habe schliessen müssen. Ohnehin befinde sich die kantonalbernische Spitallandschaft zur Zeit im Umbruch. Nach Meinung des Gemeinderates müss dem aktuellen Umfeld mit seinen elementaren Veränderungen und den leider zahlreichen Ungewissheiten zwingend Rechnung getragen werden. Es sei nicht angebracht, unter Zeitdruck etwas zu beschliessen, was auf überholten Grundlagen basiert.
Bei der Gesundheit Simme Saane zeigt man sich konsterniert. Man sei vom Gsteiger Entscheid überrascht worden, sagt Verwaltungsratspräsident Stephan Hill gegenüber Radio BeO. Man habe mit den Gemeinden diverse Gespräche geführt, dabei seien die Gsteiger Bedenken nie Thema gewesen. Auch sei man im Vorfeld des Entscheides nicht informiert worden. Unklar ist nun, wass das für die GSS bedeutet. Laut Hill sei für nächsten Mittwoch ohnehin eine Sitzung mit den Gemeindespitzen angedacht gewesen. Da werde man jetzt Klarheit schaffen müssen.
(text:pd,csc/bild:pexels-symboldbild)