3 Februar 2023

Grimseltunnel: Heikler Stichentscheid aus Eigeninteresse

Die Verkehrskommission des Ständerates will die Idee für einen Bahntunnel an der Grimsel weiter vorantreiben. Per Stichentscheid sprach sich die Kommission am Freitag dafür aus, dass die Finanzierung des Tunnels vom regulären Bahninfrastrukturausbauprogramm des Bundes ausgekoppelt und davon unabhängig finanziert werden soll. Die Kommission stimmt damit der Motion des Walliser Ständerats Beat Rieder (Die Mitte) zu. Bis Ende Jahr soll der Bundesrat dem Parlament demnach einen Beschluss zur Finanzierung vorlegen.

Das hauchdünne Ja ist allerdings brisant. Der Stichentscheid wurde vom Kommissionspräsidenten Hans Wicki (FDP-NW) gefällt, der in einem bezahlten Mandat als Verwaltungsratspräsident der Grimselbahn amtet, welche für die Planung und letztlich den Bau des Tunnels verantwortlich wäre. Wicki selbst sieht in seiner Befangenheit kein Problem, wie er dem Blick gegenüber sagt. Interessensbindungen seien im Parlament gang und gebe.

Die Swissgrid verlegt ihre Hochspannungsleitungen über die Grimsel in den Untergrund. Der Bahntunnel zwischen Innertkirchen und dem Goms soll gleichzeitig realisiert werden, so die Idee. Der Bau des Swissgrid-Teils ist bereits finanziert. Falls die Planung des Bahntunnels nicht mit jener der Stromleitungen mithalten kann, würde seine Realisierung wohl in weite Ferne rücken. Für einen dortigen Bahntunnel können eigentlich nur touristische Gründe angefügt werden. Angesichts des dringenden Handlungsbedarfs bei der Bahninfrastruktur, etwa beim Ausbau des Bahnhofs Luzern, dürfte ein Bahntunnel zwischen zwei dünn besiedelten Randregionen keine all zu hohe Priorität in Bundesbern geniessen.

(text:csc/bild:pixabay)