5 April 2023

Generalversammlung bei UBS deutlich kürzer und ruhiger als bei CS

Die UBS hat ihre erste Generalversammlung nach Ankündigung der Übernahme der CS mit viel weniger Emotionen und mehr Ruhe über die Bühne gebracht. Dafür hatte die Aktionärsversammlung viel mehr Gewicht als jene der CS, welche am Vortag die allerletzte Aktionärsversammlung ihrer 166-jährigen Geschichte abgehalten hatte.

Nachdem vor zweieinhalb Wochen unter Druck der Politik die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS angekündigt worden war, war es auch für die UBS eine ganz besondere Generalversammlung. Die Bankspitze versuchte am Mittwoch, Zuversicht unter den Aktionären zu verbreiten.

Der neue Bankengigant sei nicht zu gross für die Schweiz, betonte UBS-Vizeverwaltungsratspräsident Lukas Gähwiler vor den Aktionären. Die Banken seien kombiniert viel kleiner als vor der Finanzkrise.

Und obwohl die Übernahme zwar nicht die eigene Idee gewesen sei, dürfte die Transaktion seiner Ansicht nach für die UBS-Aktionäre finanziell attraktiv sein, fügte Präsident Colm Kelleher hinzu. Trotz aller Risiken sei es „ein Neubeginn mit grossen Chancen“.

Auch rechtfertige sich Kelleher für das Übergehen der UBS-Aktionäre bei der Mitsprache. Man habe unverzüglich handeln müssen, daher sei es „bedauerlicherweise“ nicht möglich gewesen, ihre Zustimmung für die Akquisition einzuholen.

Dennoch liessen die Aktionäre den Präsidenten auch ihren Unmut spüren: Kelleher wurde zwar mit grosser Mehrheit im Amt bestätigt, erzielte allerdings das klar schlechteste Ergebnis aller Mitglieder im Verwaltungsrat mit knapp 90 Prozent Ja-Stimmen. Alle anderen Mitglieder des Aufsichtsgremiums wurden mit mindestens 94 Prozent Zustimmung wiedergewählt.

Die Aktionäre brachen zudem eine Lanze für die CS-Mitarbeiter. „Mir ist es wichtig, dass wir uns mit Achtung und Respekt auf Augenhöhe in den kommenden Monaten begegnen und faire Lösungen für die Betroffenen finden“, sagte etwa der Präsident der Arbeitnehmervertretung der UBS in der Schweiz, Friedrich Dumke.

Angesichts der insgesamt gesitteten Reden und eher harmlosen Kritik an der Bankführung führte der Ire Kelleher, der vor seiner Zeit bei der UBS 30 Jahre für die US-Grossbank Morgan Stanley arbeitete, souverän durch seine erste UBS-Generalversammlung als Präsident. Er war erst vor einem Jahr auf den langjährigen VRP Axel Weber gefolgt, der damals die Amtszeitbegrenzung von zehn Jahren erreicht hatte.

Die UBS-Generalversammlung fand – wie auch die der CS am Vortag – erstmals seit der Corona-Pandemie wieder mit Aktionären vor Ort statt. Viele Voten und Fragen von Kleinaktionären befassten sich zwar mit der Übernahme der Credit Suisse, noch mehr Redner gab es allerdings zum Thema Nachhaltigkeit. Scharf kritisiert wurden unter anderem Finanzierungen von Projekten oder Unternehmen im Bereich fossiler Energie wie Erdöl und Erdgas.

Dass die UBS allerdings selbst ihre Probleme hat und nicht frei von Altlasten ist, zeigt auch die Abstimmung zur Décharge des Managements. Die Aktionäre erteilten dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung zwar mit grosser Mehrheit von 94 Prozent die Entlastung für das vergangene Geschäftsjahr. Wie bereits in den vergangenen Jahren wurde aber der Steuerstreit mit Frankreich dabei ausgeklammert.

Im Dezember 2021 wurde die UBS in zweiter Instanz vom Berufungsgericht in Paris wegen unerlaubter Geldgeschäfte und der Beihilfe zur Geldwäsche schuldig gesprochen. Dagegen ist die UBS erneut in Berufung gegangen. Das französische Gericht hatte die Einziehung von Geldern und Entschädigungszahlungen an den französischen Staat in Höhe von insgesamt 1,8 Milliarden Euro verlangt sowie eine Busse von 3,75 Millionen Euro.

Derweil bedankten sich die Aktionäre am Mittwoch bei Ralph Hamers und freuten sich über die anstehende Rückkehr von Sergio Ermotti. Hamers, der bis zur GV noch UBS-Konzernchef war, übergab mit Ende der Veranstaltung den Posten zurück an Ermotti. Der Tessiner Ermotti war bereits vor dem Niederländer Hamers neun Jahre CEO bei der UBS gewesen. Zur GV am Mittwoch erschien Ermotti aber nicht.

Die UBS hat jetzt eine Mammutaufgabe vor sich liegen, und Ermotti soll die Integration der beiden Schweizer Grossbanken zum Erfolg führen. Die Übernahme dürfte voraussichtlich in wenigen Monaten abgeschlossen sein. Die Zusammenführung dürfte jedoch noch drei bis vier Jahre dauern, wie UBS-Präsident Kelleher am Mittwoch eingestand. Dies allerdings noch ohne die vollständige Abwicklung der Teile der Investmentbank der Credit Suisse, die abgestossen werden sollen.

(text&bild:sda)