14 Juni 2025

Kandersteg diskutiert, zeigt aber Vertrauen in Gemeinderat

In Kandersteg besuchten 99 Stimmberechtigte die Gemeindeversammlung vom Freitagabend, 13. Juni 2025. Wir blicken deshalb auf die wichtigsten Traktanden und deren Resultate zurück:


1. Jahresrechnung 2024
Die Jahresrechnung 2024 schliesst im Gesamthaushalt inklusive Spezialfinanzierungen mit einem Ertragsüberschuss von 156’742.56 Franken ab. Budgetiert war ein Aufwandüberschuss von 75’800 Franken. Die Besserstellung gegenüber dem Budget beträgt somit 232’542.56 Franken. Der Allgemeine Haushalt schliesst nach der Einlage von 350’000 Franken in die Spezialfinanzierung Vorfinanzierung Infrastrukturen mit einem Ertragsüberschuss von 165’389.30 Franken ab.

Es wurden Nettoinvestitionen von 466’446.31 Franken getätigt. Diese konnten zu 100 % aus eigenen Mitteln finanziert werden. Die Steuereinnahmen sind um 452’000 Franken höher ausgefallen als budgetiert. Die Nettoschulden konnten um rund 1.18 Mio. Franken; auf 1.43 Mio. Franken abgebaut werden.

Die Versammlung genehmigte die Jahresrechnung ohne Gegenstimmen.


2. Teilrevision Organisationsreglement
Im Rahmen der Teilrevision des Organisationsreglements betreffend die Übertragung der Zivilschutzaufgaben von der aktuellen ZSO Niesen auf die neu geplante Zivilschutzorganisation «ZSO BEO WEST» stellte der Gemeinderat weiteren Anpassungsbedarf fest.

So wurde festgestellt, dass die bestehenden Limiten der finanziellen Zuständigkeiten bei Krediten nicht mehr den aktuellen Erfordernissen für eine flexible Ratsarbeit entsprechen. Zudem soll die Möglichkeit des fakultativen Referendums aufgehoben werden, da dieses die Umsetzung von Beschlüssen durch die 30-tägige Frist seit Bekanntmachung verzögert und die Möglichkeit in den vergangenen 18 Jahren bei 46 Publikation «nur» ein einziges Mal ergriffen wurde. Im Weiteren soll die notwendige Unterschriftenzahl für Initiativen den kantonalen gesetzlichen Vorgaben angepasst, amtierende Behördenmitglieder bei einer Wiederwahl von der Einreichung eines Wahlvorschlages befreit sowie der Anhang I «Feuerwehrkommission» an das aktuell gültige Feuerwehrreglement angepasst werden.

Der Teilrevision des Organisationsreglements wurde, mit Annahme von Anträgen aus der Versammlung betreffend Limiten der finanziellen Zuständigkeiten und Beibehaltung des fakultativen Referendums, mit grossem Mehr zugestimmt.

3. Verpflichtungskredit Verkehrsdienstleistungen 2026 – 2028
Der Zustrom zum UNESCO-Welterbe Oeschinensee führt an Wochenenden und Feiertagen zu einem grossen Verkehrsaufkommen. Der Suchverkehr führt im Dorf zu Rückstaus und zu unerwünschtem Mehrverkehr. Der Parkplatzbedarf besteht für die Benutzer der Gondelbahn Kandersteg-Oeschinensee (GKO; ca. 56% der Besucher am Berg) und für die Wanderer (ca. 44%); für den stetig zunehmenden Anteil der Wanderer ist die Gemeinde zuständig.

2024 und 2025 erbrachten bzw. erbringen Gemeinde und GKO gemeinsam die Ver­kehrsdienstleistungen, die sicherstellen, dass die zur Verfügung stehenden Parkplätze möglichst direkt angefahren und die Parkierungskapazitäten bestmöglich genutzt werden können.

Aufgrund der Erfahrungen von 2024 wurde für die Saison 2025 ein neues Verkehrskonzept entwickelt, das die unter «Ausgangslage» erwähnten Zielsetzungen erfüllt. Umgesetzt wird es durch einen externen Verkehrsdienstspezialisten (und nicht mehr durch zwei Organisationen wie letztes Jahr). Damit wird der Koordinationsaufwand für die auf dem ganzen Gemeindegebiet verstreuten Parkplätze reduziert und werden Entscheide im Einsatz beschleunigt.

GKO und Gemeinde gehen davon aus, dass die Besucherzahlen auch in den kommenden fünf Jahren zunehmen werden (Annahme: fünf Prozent/Jahr). Es muss auch von einer massvollen Teuerung ausgegangen werden (Annahme: 2 Prozent/Jahr).  Der Kostenanteil (netto) der Gemeinde für die Verkehrsdienstleistungen der Jahre 2026 – 2028 belaufen sich auf 216’964 Franken.

Die Versammlung stimmte für die Verkehrsdienstleistungen in den Jahren 2026 – 2028 einem Verpflichtungskredit von netto 220’000 Franken und der Finanzierung des Gemeindeanteils zu Lasten der Parkplatzbewirtschaftung mit grossem Mehr zu.


4. Ersatzwahl Rechnungsprüfungskommission
Da an der Gemeindeversammlung vom 22. 11. 2024 der freie Sitz in der Rechnungsprüfungskommission nicht neu besetzt werden konnte, wurde für die Gemeindeversammlung vom 13.06.2025, gestützt auf Art. 3, Art. 51 sowie Art. 58 ff des Organisationsreglements (OgR), die Ersatzwahl für die restliche Amtsdauer vom 01.07.2025 bis 31.12.2027 angeordnet. Fristgerecht sind folgende Wahlvorschläge eingegangen:

  • Berger Michael, Wildibüelweg 4, 3718 Kandersteg, parteilos,
  • Isler Andrea, Bellevuestrasse 12, 3718 Kandersteg, parteilos,

Michael Berger wurde von der Versammlung als Mitglied der Rechnungsprüfungskommission gewählt.


5. Informationen des Gemeinderates

Pilotprojekt «Ranger»
Gemeinderätin Sara Loretan informiert über das Pilotprojekt mit Patric Rentsch, welches im Mai 2025 gestartet ist. Ziel des Projekts ist der Schutz, die Erhaltung und Förderung des touristischen Hauptangebots «Natur», die Förderung des nachthaltigen Tourismus, die Steigerung von Qualität und Attraktivität des touristischen Erlebnisses, die Stärkung der Harmonie zwischen lokalen Akteuren, einheimischer Bevölkerung und Ämter/Verbände sowie die Steigerung der Wertschöpfung für lokale Akteure und Dienstleiter. Im Verlauf des Herbsts/Winters 2025 erfolgt die Evaluation des Projekts sowie die Planung für das Jahr 2026.

Information Spitze Stei und Alarmierung
Gemeinderätin Sara Loretan orientiert über die Überwachungssysteme, die Notfallplanung, Lehren aus dem Ereignis im Blatten (VS) sowie die Alarmierungssysteme. Die Alarmierung bei einem Ereignis am Spitze Stei erfolgt über die SMS-Alarmierung der Gemeinde Kandersteg, die App «Alertswiss» sowie neu über die neu eingerichtete App «Gemeinde-News».

Vergleich «Spitze Stei» mit Ereignis in Blatten (VS)
Nils Hählen, Abteilung Naturgefahren des Kantons Bern informiert über das Volumen, die Reichweite, Einflussfaktoren auf die Reichweite im Vergleich der Rutschung am Spitze Stei und dem Ereignis in Blatten (VS). Als Fazit wird festgehalten, dass ein Ereignis im Ausmass von Blatten nicht ausgeschlossen ist, aber eine geringe Wahrscheinlichkeit hat. Hauptgefahr fürs Dorf besteht durch Murgang und nicht durch Bergsturz.

  • Kandersteg ist auf Abbrüche vom Spitze Stei gut vorbereitet.
  • Situation wird seit 2018 überwacht. Dank den erhobenen Messdaten und Erfahrungswerten besteht ein gutes Verständnis zu den möglichen Sturz- und Murgangszenarien.
  • Dank Überwachung kann eine gefährliche Entwicklung vorgängig erkannt werden. Die Bevölkerung wird frühzeitig gewarnt, wenn sich ein Ereignis ankündigt.

(text:pd,jkä/bild:)