29 Mai 2022

Finnland schafft das Double

Finnland sichert sich nach dem Olympiasieg auch den WM-Titel. Die Gastgeber setzen sich im Final in Tampere gegen Kanada 4:3 nach Verlängerung durch und werden zum vierten Mal Weltmeister.

An beiden Grossanlässen im gleichen Jahr zu triumphieren, ist bislang erst Schweden im Jahr 2006 gelungen. Finnland und Kanada standen sich zum dritten Mal in Serie und zum sechsten Mal insgesamt in einem WM-Final gegenüber, zum zweiten Mal nach 2019 behielten die Nordeuropäer das bessere Ende für sich.

Tore gegen Finnland zu schiessen, ist äusserst schwer. Vor dem Final erhielten die Einheimischen in neun Partien bloss zehn Gegentore. Von daher wirken sich Fehler und Undiszipliniertheiten fatal aus. Das bekamen die Kanadier auf bittere Art und Weise zu spüren. Thomas Chabot musste in der 66. Minute auf die Strafbank, 66 Sekunden später gelang Sakari Manninen der viel umjubelte Siegtreffer.

Schon zuvor waren den Kanadiern Strafen zum Verhängnis geworden. Im Schlussabschnitt kassierten sie innert 3:21 Minuten deren drei, was sich rächte. In der 45. Minute traf Mikael Granlund in doppelter Überzahl zum 1:1, 104 Sekunden später war der Stürmer der Nashville Predators mit einem Mann mehr erneut erfolgreich. Es kam noch besser für die Finnen. In der 55. Minute erhöhte mit Joel Armia (Montreal Canadiens) ein zweiter der insgesamt fünf finnischen Feldspieler aus der NHL auf 3:1.

Doch die Kanadier wären nicht die Kanadier, hätten sie darauf nicht noch eine Antwort gehabt. Zach Whitecloud (58.) sowie Max Comtois (59.) glichen innert 48 Sekunden zum 3:3 aus, als die Nordamerikaner ohne Goalie spielten, und retteten ihr Team damit in die Verlängerung. Schon im Viertelfinal gegen die Schweden hatten die Nordamerikaner in der Schlussphase ein 1:3 wettgemacht, damals erzielten sie in der 59. Minute zwei Treffer innert 30 Sekunden. Diesmal aber war die Aufholjagd nicht von Erfolg gekrönt.

Die Führung der Kanadier nach genau 24 Minuten fiel im Powerplay. Dylan Cozens, Stürmer der Buffalo Sabres, war nach einem Querpass von Matt Barzal per Direktschuss erfolgreich, dies mit seinem siebten Treffer an diesem Turnier. Die Finnen hatten zuvor an dieser WM kein Gegentor in Unterzahl zugelassen.

Die Gastgeber spielen kein spektakuläres Eishockey, vielmehr ist die Mannschaft der Star, setzt jeder die taktischen Vorgaben nahe der Perfektion um. Dazu gehören mit den Verteidigern Juuso Hietanen (Ambri-Piotta) und Sami Vatanen (Genève-Servette) sowie den Stürmern Jere Sallinen, Toni Rajala (beide Biel), Harri Pesonen (SCL Tigers) und Valtteri Filppula (Genève-Servette) sechs Spieler, die in der vergangenen Saison ihr Geld in der National League verdient haben und dies in Zukunft mit Ausnahme von Hietanen weiterhin tun. Filppula gehört nun als 30. Spieler dem so genannten „Triple Gold Club“ an, hat er doch neben dem Olympiasieg und dem WM-Titel in diesem Jahr mit den Detroit Red Wings 2008 auch den Stanley Cup gewonnen.

Zuvor hatte Tschechien zum ersten Mal seit 2012 eine WM-Medaille im Eishockey gewonnen. Die Osteuropäer wendeten im Spiel um Platz 3 ein 1:3 in ein 8:4.

Die drei Tore vom 2:3 (33.) zum 5:3 (44.) schossen die Tschechen zu Beginn des letzten Drittels innerhalb von 166 Sekunden. Für das 4:3 zeichnete Captain Roman Cervenka nach einem gewonnenen Bully von David Krejci verantwortlich. Der Stürmer der Rapperswil-Jona Lakers erzielte seinen fünften Treffer an dieser WM. Beim 8:4 des dreifachen Torschützen David Pastrnak 27 Sekunden vor dem Ende liess sich der 36-Jährige den 17. Skorerpunkt am Turnier in Finnland gutschreiben. Damit war er die Nummer 1.

Cervenka nahm zum neunten Mal an einer WM teil und gewann zum dritten Mal nach Gold 2010 sowie Bronze 2011 eine Medaille. Er erlebte allerdings auch die beiden Niederlagen in den Partien um Rang 3 2014 und 2015. Vor sieben Jahren setzte es gegen die USA ein 0:3 ab. Es war zu spüren, wie wichtig ihm wie auch dem gesamten Team diese Medaille war.

Die Tschechen hatten nach dem Achtelfinal-Out an den Olympischen Spielen gegen die Schweiz (2:4) erstmals einen ausländischen Trainer angestellt, den Finnen Kari Jalonen, der den SC Bern 2017 und 2019 zum Meistertitel geführt hat. Das zahlte sich nun aus, sehr zur Freude des Publikums.

(text:sda/bild:keystone)