31 Januar 2022

Finanzen der Berner Gemeinden sind im Lot

Der Ertragsüberschuss der Berner Gemeinden beläuft sich insgesamt auf 159 Millionen Franken. Das entspricht im Durchschnitt 153 Franken je Einwohnerin und Einwohner (Vorjahr: 113 Franken). Fast drei Viertel der Gemeinden (252 von 342 Gemeinden) weisen ein positives Rechnungsergebnis im Gesamthaushalt aus, 90 Gemeinden schreiben rote Zahlen. Die Bilanzsituation der Berner Gemeinden ist 2020 insgesamt erfreulich: Das Eigenkapital ist solide und wächst um total 273 Millionen Franken. 61 Millionen Franken davon entfallen auf die Zunahme des Bilanzüberschusses, dem Saldo aus den kumulierten Ergebnissen der Erfolgsrechnung. Nur eine Gemeinde (Moutier) weist weiterhin einen Bilanzfehlbetrag aus.

Folgen der Pandemie, z. B. in Form von Ertragseinbussen, treten in der Summe der Gemeinderechnungen nicht zum Vorschein. Aufwandseitig nehmen die Nettoaufwendungen im Gesundheitsbereich bereinigt um 12,7 Prozent oder 2,3 Millionen Franken zu. Der grösste Aufwandsposten für die Berner Gemeinden ist mit einem Anteil von 27,9 Prozent die Soziale Sicherheit. Hier werden unter anderem die Sozialhilfe, die Ergänzungsleistungen AHV/IV und die Leistungen an Familien verbucht. Die Zunahme in diesem Bereich beträgt netto 5 Millionen Franken oder 0,5 Prozent und bei der Bildung sind es 32 Millionen Franken oder 3,8 Prozent. Auch wenn die Berner Gemeinden 2020 insgesamt mehr investieren (+ 61 Millionen Franken oder 10,1 Prozent) und hohe Nettoinvestitionen je Einwohnerin und Einwohner von 637 Franken ausweisen, verharrt der mittlere Investitionsanteil bei 9,9 Prozent.

Die Durchschnittswerte der harmonisierten Finanzkennzahlen nehmen wieder Fahrt auf und verbessern sich tendenziell gegenüber dem Vorjahr. Insbesondere die Kennzahlen in Bezug auf das Eigenkapital oder die Selbstfinanzierung entwickeln sich positiv. Jedoch spiegeln andere Kennzahlen die tendenziell höhere Verschuldung der Gemeinden wieder.

Der Bericht zeigt auch die Wirkung des kantonalen Finanzausgleichs und die Massnahmen für besonders belastete Gemeinden im Vergleich zum ordentlichen Steuerertrag. 87 Prozent der Gemeinden beziehen Leistungen aus dem Finanzausgleich. Der mittlere Nettozufluss erreicht mit 14,1 Prozent den tiefsten Stand seit der Revision des Finanz- und Lastenausgleichgesetzes (FILAG) im Jahr 2012.

Im interkantonalen Vergleich rangieren die Gemeinden des Kantons Bern unterdurchschnittlich. Kantonsübergreifende Vergleiche sind allerdings mit Vorsicht zu geniessen, weil das neue Rechnungslegungsmodell HRM 2 noch nicht flächendeckend eingeführt ist.

(text:pd/bild:unsplash)