24 September 2022

Roger Federer hat seine Karriere beendet

Um 24 Minuten nach Mitternacht Londoner Zeit geht am 24. September 2022 die grandiose Karriere von Roger Federer zu Ende. So, wie er sich gewünscht habe – trotz knapper Niederlage im Doppel mit Rafael Nadal.

Die Emotionen sind an diesem letzten Tag von Roger Federer als Tennisprofi natürlich noch einmal da – und wie. Sein grösster Erfolg: Er schafft es trotz Tränen einigermassen durch das Platz-Interview mit Jim Courier vor 20’000 Fans in der Londoner O2 Arena. „Wenigstens bin ich in der Lage zu reden“, ist Federer froh. „In meinen Visionen brachte ich jeweils keinen Ton heraus.“ Erst als Courier nach seiner Familie fragt, die ihn immer unterstützt habe, gerät der 41-jährige Basler ins Stocken.

Am Ende passt einzig das Resultat nicht zum kitschigen Abschluss. 9:11 im Match-Tiebreak verlieren Federer und Nadal das Doppel am Laver Cup gegen das amerikanische Duo Sock/Tiafoe, nachdem sie selber einen Matchball gehabt hatten – und es ist im Prinzip völlig egal. Ein Vorhand-Winner von Jack Sock beendet nach Mitternacht die Karriere von Roger Federer. Dann brechen alle Dämme. Nicht nur beim 20-fachen Grand-Slam-Champion fliessen die Tränen, auch bei (nun ehemaligen) Konkurrenten wie Stefanos Tsitsipas und for allem Rafael Nadal.

„Es wird auf dem Platz nie mehr so sein wie wenn ich gegen dich gespielt habe“, hatte der Spanier, der Federer mit 22 Titeln als Grand-Slam-Rekordsieger abgelöst hat, erklärt. Diesmal stand er Federer aber nicht gegenüber, sondern an der Seite. Nadal war sichtlich nervös, er wollte seinem zum Freund gewordenen Rivalen nicht den Abschied versauen. Federer, der Angst hatte, zu nervös zu sein, zeigte nochmals eine gute Leistung und enttäuschte nicht. Da es sich beim Kontinente-Wettkampf zwischen Europa und dem Rest der Welt aber nicht, wie da und dort behauptet, um eine reine Show-Veranstaltung handelt, kriegte der Schweizer kein Abschiedsgeschenk. Im entscheidenden Match-Tiebreak zielte Tiafoe sogar je einmal voll auf den Körper von Federer und Nadal und holte so entscheidende Punkte. Es spielte an diesem Abend aber kaum eine Rolle.

„Meine Karriere war nie so geplant“, versicherte Federer zum Schluss. „Ich habe mein Leben mit meinen Freunden und den Fans verbringen können. Ihr bedeutet mir die Welt.“ Danach brachen endgültig alle Dämme – und Federer konnte endlich auch seine Frau Mirka, seine Kinder, die Eltern, seinen Manager Tony Godsick, seine langjährigen Coaches Severin Lüthi, Ivan Ljubicic und Stefan Edberg sowie viele andere in die Arme schliessen.

Die Karriere des grössten Schweizer Sportlers der Geschichte endete zwar mit einer Niederlage – und dennoch mit einem Happy End wie aus dem Bilderbuch

(text:sda/bild:sda)